Unseriöses Angebot

■ Diepgen erfuhr vom Finanzierungsangebot für Flughafen aus der Zeitung / Wirtschaftskreise bezweifeln Ernsthaftigkeit

Das Angebot von drei anonymen Investoren, den Bau eines neuen Großflughafens in Sperenberg privat zu finanzieren, ist offensichtlich aus der hohlen Hand angekündigt worden. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) jedenfalls hat von der Idee erst gestern aus der Zeitung erfahren. Angesichts von Baukosten in Milliardenhöhe, die die Investoren angeblich übernehmen wollen, ist die bislang unterbliebene Unterrichtung des Regierenden Bürgermeisters zumindest ungewöhnlich.

Nach Informationen der taz soll es sich bei dem Investitionsangebot um einen Alleingang einer Einzelperson handeln, die sich auf gute Verbindungen zu Westdeutscher Landesbank (WestLB), Lufthansa und dem Bauunternehmen Philipp Holzmann beruft. Auf Anfrage dementierte die WestLB, zu der Investorengruppe zu zählen. Lufthansa und Philipp Holzmann wollten gestern keine Stellungnahme abgeben.

In der Finanzbranche wird das Angebot nicht ernstgenommen. Ein Banker sagte: „Da wird nur heiße Luft produziert.“ Der Vizepräsident der Deutschen Bank, Wolfgang von Eckhartsberg, betonte, daß sich sein Geldunternehmen an einer Finanzierung des Flughafens beteiligen würde. Voraussetzung sei aber, daß die Flughafen-Holding „endlich entscheidet“, wo der Großflughafen gebaut werden soll – egal ob nun in Sperenberg oder Schönefeld-Süd: „Damit wir überhaupt wissen, was wir finanzieren sollen.“ Ohne Standort und Konzeptionierung könne schließlich nicht überprüft werden, ob sich das Projekt rechne.

Der Mittelsmann der „privaten Investorengruppe“ hatte über die Presseagenturen DPA und ADN ankündigen lassen, noch vor dem Spitzentreffen von Diepgen, Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) in der kommenden Woche ein „konkretes Angebot“ zu unterbreiten. Im Gespräch sollen 6,2 Milliarden Mark für den Bau von zwei Startbahnen sowie mehrerer Terminals sein, von denen drei Investoren die Hälfte finanzieren würden. Die nebulöse Finanzgruppe rechnet mit „maximal 24 Millionen Passagieren“ – eine Größenordnung, die der heutige Flughafen Schönefeld auf seinen zwei Startbahnen fast allein abfertigen könnte.

Sollten Diepgen, Stolpe und Wissmann die für Freitag angekündigte Entscheidung verschieben, werde dies als Entscheidung für Schönefeld gewertet, sagte der selbsternannte Geldmakler. Entscheidendes Argument für Sperenberg sei, daß dort Flugzeuge 24 Stunden lang starten könnten. Ohne Nachtflüge seien unmittelbare Verbindungen nach Asien nicht möglich. Dirk Wildt