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: Keine virtuellen Spielereien

Hamburg (dpa) - Als erste Nachrichtenredaktion der Welt will ARD-aktuell am 8. Juni (00.30 Uhr) eine Sendung live aus einem „virtuellen“ Studio senden. Kulissen und Grafiken im „ARD- Nachtmagazin“ sind an diesem Tag nicht tatsächlich vorhanden, sondern werden von einem Computer berechnet und eingespielt. Ulrich Deppendorf, erster Chefredakteur von ARD-aktuell, betonte bei der Vorstellung des Projekts in Hamburg, die neue Technik solle Nachrichten für Zuschauer „nachvollziehbarer und begreiflicher machen“. Die ARD wolle „neue Standards im Bereich der Nachrichtenpräsentation setzen“. Keinesfalls dürften „Spielereien die Nachricht übertrumpfen“, betonte Deppendorf.

Die Möglichkeiten, die sich aus der Computersimulation im Nachrichtenstudio ergeben, sind kaum überschaubar. Der Rechner projiziert Grafiken, Bilder oder Ausstattung in das ansonsten leere Studio, in dem sich der Moderator bewegt. „Wir könnten Ulrich Wickert ein Interview mit Konrad Adenauer machen lassen oder einen Moderator direkt in eine tibetanische Straßenszene versetzen“, sagte der NDR-Programmdirektor Fernsehen, Jürgen Kellermeier. „Aber genau das wollen wir nicht tun.“ Denn, so ergänzte Deppendorf, „Alles muß nachvollziehbar und real bleiben. Der Zuschauer muß erkennen, daß sich das alles in einem Studio abspielt.“ Die Pilotsendung am 8. Juni, der ein zweites Live-„Nachtmagazin“ aus dem virtuellen Studio am 9. Juni (00.50 Uhr) folgen soll, könnte sich nach Kellermeiers Einschätzung „als ein Stück Fernsehgeschichte erweisen“.