Zweierlei Maß

■ betr.: „Demonstration gegen Kriegsverbrecher“, taz vom 9. 5. 95

Die Verbrechen des Herrn Lehnigk-Emden, der 1943 in Italien 22 Zivilisten, Bauern und deren Kinder massakriert hatte, sind nach Auffassung des Bundesgerichtshofes schrecklich, aber verjährt. Kann uns ein deutscher Richter erklären, warum die Verbrechen eines Erich Mielke, der zwei Polizisten vor über 60 Jahren erschossen hat, nicht verjährt sind?

Warum werden linke Vergehen wie Hochverrat behandelt, dagegen rechte Verbrechen eher als Kavaliersdelikte betrachtet und geahndet? Warum bleibt die deutsche Justiz auf dem rechten Auge kurzsichtig, ja fast blind?

Und dann wundert man sich, daß gerade am 8. 5. 95 ein erneuter Anschlag auf die Lübecker Synagoge verübt wird! F. El-Radhi, Andernach