Eine kontinuierliche Zunahme

Was in höheren Schichten der Atmosphäre für die menschliche Gesundheit ein Segen, ist in Bodennähe ein Fluch: Ozon. Der aus Molekülen mit drei Sauerstoffatomen bestehende Stoff entsteht, wenn intensive Sonnenstrahlen auf Stickstoffdioxid (NO2) trifft, das überwiegend aus den Auspuffrohren der Autos kommt. Die ultravioletten Strahlen zersetzen das NO2 in Stickstoffmonoxid und Sauerstoff. Das freischwebende Sauerstoffatom klinkt sich an in der Luft vorhandene Sauerstoffatompaare an. Hilfreich und massiv verstärkend wirken dabei Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls in den Verkehrsabgasen vorhanden sind.

Weil aber auch Stickoxid mit dem Sauerstoff chemisch reagiert, entsteht die paradoxe Situation, daß an großen Kreuzungen weniger Ozon gemessen wird als im Park oder auf dem Land. Dort gibt es nämlich weniger Autoabgase und somit weniger Stickoxide, die den Ozonmolekülen ein Sauerstoffatom abjagen und somit zum Zerfall des gesundheitsgefährdenden Stoffs beitragen.

In den Jahren zwischen 1985 und 1991 hat der Ausstoß von Stickoxiden in Deutschland um 80 Prozent zugenommen. Die Einführung von Kat-Autos hat das nicht verhindert.

Außer dem Straßenverkehr verursachen auch die petrochemische Industrie und Kraftwerke erhebliche Mengen der Ozonvorläufer. Die chemische Substanz kommt allerdings auch natürlich vor: Tannen, Fichten und noch einige andere Pflanzen tragen im Sommer zu seiner Bildung bei; auch durch Blitze kann das Gas verursacht werden. Sobald das Thermometer mehr als 28 Grad anzeigt, sollen die natürlich gebildeten Kohlenwasserstoffmengen die menschenverursachten Emissionen sogar übertreffen, sagt Franz Fiedler, Professor für Metereologie an der Universität Karlsruhe.

Einig sind sich die Forscher darin, daß die sogenannten Hintergrundkonzentrationen, also die Mengen, die permanent und auch ohne eine intensive Sonneneinstrahlung in Bodennähe vorhanden sind, in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen sind. Hatten die Wissenschaftler um die Jahrhundertwende noch Werte zwischen 20 und 40 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft als Dauerzustand registriert, messen ihre Kollegen in der Gegenwart etwa doppelt so hohe Werte. Von Norden nach Süden nehmen in Deutschland die Ozonkonzentrationen tendenziell zu, auch wenn es regionale Unterschiede gibt. Annette Jensen