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■ Was zu lachen: Django Bates beim Jazzfocus 95 in der Wabe

Der 34jährige englische Pianist, Arrangeur, Komponist und Bandleader Django Bates nennt seine 19köpfige Band, die im Wechsel mit seinem Human Chain Quartett auf der JMT-CD „Summer Fruits (and unrest)“ zu hören ist, Delightful Precepice. Was bedeuten soll: mit großer Risikofreude und Abenteuerlust am Abgrund tanzend die Versuchung genießen zu springen. „Es geht da einfach um den Wahnsinn“, kommentiert er Namensgebung und kompositorische Absicht, „es gibt zu wenig zu lachen in der Musik.“ Der unkonventionelle Jazzer Bates, dessen einstiges 21köpfige Loose Tubes Orchester 1989 gar als beste Gruppe in die insulane Musikgeschichtsschreibung einging, versteht es, den britischen Humor ohne die ihm eigene Fadheit, Zungenkrampf- und Backenbeulgefahr, in ein Klangformat zu bringen, welches seinen hochkarätig besetzten Bands zum originellen Kurzweil-Getröte der hörbaren Art gerät. Zwischen Walzer, Ragtime, Blues, Free Funk und Marsch rast Bates Früchtegemisch durch rastlose Sommertage, am Hochseil des Snapdragon Circus vorbei, dem Bates einst Musik für ein dudelsackspielendes Huhn komponierte. Im Lehnstuhl sitzend, ließe sich schwer kämpfen, erfährt man durch die Titel, die Bates seinen Kompositionen gibt; daß sich unter schwarzen Lederbüchsen die Wahrheit des Heavy Metal verberge, und daß er immer noch Leute kennen will, die 78 Revolutionen pro Minute für einen optimalen Lebensrhythmus halten – solche wohl, die man nachts im Circus trifft.

Als Zufallseinkauf trat Bates' Orchester beim 93er JazzFest in der Philharmonie auf und wurde entdeckt, wie man so schön sagt. So was kann sogar in Berlin passieren, und sei es nur, weil einzig Bates es damals schaffte, einige verschnarchte Jazzkritiker aus ihren Festival-Alpträumen zu reißen. Jedenfalls führte das kontinentale Lob zu einem Piano-Soloauftritt beim letztjährigen Montreux Jazz Festival. Davon wußten Sie nicht? Dann holen Sie sich doch einfach mal die Bates-Solo-CD „autumn fires (and green shoots)“ (JMT) und schauen abends in der Wabe vorbei, wo Bates mit dem Human Chain Quartett seine diesjährigen summer fruits zubereitet. Christian Broecking

Heute, 20.30 Uhr, Wabe, Dimitroffstraße 101, Prenzlauer Berg