„Das lasse ich mir noch offen“

■ Bärbel Bohley zum Aufruf einer Initiative, mit dem Ex-PDSler Rainer Börner auf der Liste der Bündnisgrünen zu kandidieren

taz: Zwei junge Bündnisgrüne haben einen Aufruf gestartet, mit dem die eigene Partei aufgefordert wird, Sie und das ehemalige PDS- Vorstandsmitglied Rainer Börner auf die offene Liste zu wählen. Sind Sie zur Kandidatur bereit?

Bärbel Bohley: Die Entscheidung halte ich mir noch offen. Sympathisch finde ich, daß der Vorschlag gerade von jungen Leuten kommt. Das zeigt, daß sich doch noch etwas in der Partei bewegt.

Vom 19. bis 21. Mai wollen die Bündnisgrünen auf einer Mitgliederversammlung ihre Kandidaten nominieren. Angesichts der großen Zahl an Bewerbern ist ein harter Kampf um die aussichtsreichsten Plätze auf der Landesliste zu erwarten. Wovon machen Sie Ihre Zusage abhängig?

Natürlich zunächst einmal von meiner Seelenlage – der Vorschlag kam ja doch ein wenig überraschend. Dann wird sich meine Entscheidung auch am Verhalten der Bündnisgrünen orientieren. Ich habe keine Lust, gegen enorme Widerstände anzukämpfen.

Was wird denn im Falle Ihrer Kandidatur aus dem Neuen Forum? Gehen Sie nun doch den Weg hinein in die Parteienlandschaft?

Das hat mit dem Neuen Forum nichts zu tun. Natürlich hätte ich es lieber, wenn ich mich in einer parteiübergreifenden Bürgerbewegung engagieren könnte. Im vergangenen Jahr hatten Sebastian Pflugbeil (Abgeordneter des Forum – die Red.) und ich zur Europawahl kandidiert und sehr wenig Unterstützung vor allem vom Neuen Forum in Berlin bekommen. Ich bedaure sehr, daß die Bürgerbewegung aller Voraussicht nach nicht mehr zu den Wahlen im Oktober antreten wird. Nun muß sich der einzelne wie auch die Organisation überlegen, wie die Zukunft gestaltet werden soll.

Die Initiative will Sie und Rainer Börner, einen ehemaligen Stasi-Spitzel, auf der offenen Liste. Deutet sich da eine neue Behandlung des Stasi-Themas an?

Das ist der Umgang, den ich immer gefordert habe. Als Bürgerbewegung haben wir nach der Wende stets gefordert, daß sich Stasi-Mitarbeiter offenbaren und für eine gewisse Zeit aus dem aktiven politischen Geschehen zurückziehen sollten. Rainer Börner war einer der ersten, die 1990 gegen den Widerstand etlicher PDS-Genossen noch in der DDR-Volkskammer ihre Stasi-Tätigkeit offenbart haben. Er hat stets klargemacht, daß ihm dieser Ablösungsprozeß sehr weh getan hat. Seine Kandidatur könnte zeigen, daß Ex-IMs ernst genommen werden, wenn sie sich selber ernst nehmen.

Wenn Sie gerufen werden, müßten Sie sich den Zwängen einer Partei unterordnen.

Ich werde ja nicht Mitglied der Bündnisgrünen. Wenn sie mir einen Platz anbieten, dann wohl auch aus dem Bewußtsein heraus, daß sie meine Ungebundenheit schätzen. Ich bin offen und trage eine Menge mit – aber verbiegen lasse ich mich nicht. Interview: Severin Weiland