Asyl für Familie Simsek

■ Kirchengemeinde nimmt Kinder und Ehefrau des untergetauchten Kurden auf

Steppach/Augsburg (taz) – Die 20jährige Ehefrau des untergetauchten Kurden Fariz Simsek ist zusammen mit ihren Kindern Leyla (3) und Bilal (4) von der katholischen Pfarrgemeinde St. Raphael im Augsburger Vorort Steppach aufgenommen worden. Simsek selbst, der in der Türkei gefoltert worden war, ist kurz vor seiner geplanten Abschiebung aus Deutschland untergetaucht. Sein Fall wurde in den vergangenen Wochen von amnesty international weithin publik gemacht.

„Frau Simsek ist sehr verängstigt und absolut schutzbedürftig, daher mußten wir handeln“, begründet Pfarrer Peter Brummer das Kirchenasyl. Aus sicherer Quelle wisse man, daß die Abschiebung unmittelbar bevorstand, berichtet die Augsburger Mitarbeiterin von amnesty international, Renate Hummel. Daher habe sie den Steppacher Pfarrer um die Aufnahme der Familie von Fariz Simsek gebeten. Ohne Gegenstimme hat der Pfarrgemeinderat dem zugestimmt. Die Pfarrgemeinde St. Raphael stehe voll zu der kurdischen Familie, berichtet der Pfarrer, ebenso die Kirchenverwaltung. Fast 500 Gläubige hätten beim Sonntagsgottesdienst Frau Simsek und ihren Kindern ihre Sympathie und Unterstützung bekundet. Mit Hilfe eines Dolmetschers dankte die Muslimin den „lieben Schwestern und Brüdern“ für die Aufnahme. Anders als die ai-Sprecherin glaubt Pfarrer Brummer nicht, daß der bayerische Innenminister Beckstein das Kirchenasyl gewaltsam beenden läßt. Trotzdem wurde vorsorglich eine Telefonkette organisiert.

Zu Beginn der Woche soll erneut ein Duldungsantrag für die Kinder und die Frau beim Landratsamt Augsburg gestellt werden. Ihre letzte Aufenthaltsgenehmigung war am Freitag abgelaufen. Mit ihrem Mann, der „an sicherer Stelle untergebracht ist“, habe Frau Simsek inzwischen telefoniert. Er mache sich große Sorgen um die Familie. Schließlich seien bereits vier anonyme Morddrohungen in Aystetten, dem bisherigen Wohnort der Familie, eingegangen. Klaus Wittmann