Lustige Seefahrt

■ Mit Spaßangeboten suchen Kreuzfahrtagenturen eine neue Klientel

Der deutsche Kreuzfahrttourismus steuert auf neuem Kurs. Aus Sorge vor einer wirtschaftlichen Havarie will sich kein Unternehmen länger auf das klassische Kreuzfahrtpublikum verlassen. Das hat sich zwar in den vergangenen fünf bis zehn Jahren als erstaunlich treu erwiesen; mit einem Durchschnittsalter von 57,5 Jahren – so eine Studie des Deutschen Reisebüro-Verbandes (DRV) – bietet es allerdings auch keine große Zukunftsperspektive für die Unternehmen.

Die Zeit für eine Neuorientierung sieht selbst der bislang eher konservative Frankfurter Seereise-Veranstalter Seetours angebrochen. „Sogar die ins klassische Kreuzfahrt-Alter kommende Kundschaft hat inzwischen andere Bedürfnisse als die frühere Generation. Auch sie will mehr Unterhaltung und Spaß an Bord“, berichtet Hauptabteilungsleiter Planung und Marketing, Otto Schüssler. Trotzdem wird es die klassische „Traumreise“ mit Frack und langem Abendkleid wohl auch weiterhin geben, meint er – aber womöglich nicht mehr als Hauptstandbein der Reeder und Veranstalter.

Das lukrative Massengeschäft werden nach Marketing-Prognosen Kreuzfahrt-Schiffe machen, die mit der traditionellen Seefahrt allenfalls noch Schiffsrumpf und Kommandobrücke gemein haben – ansonsten aber eher schwimmenden Erlebnisparks ähneln, die mit bis 2.500 Passagieren an Bord eine Woche lang im westlichen Mittelmeer oder rund um die Kanaren dümpeln. Der Wandel vom Luxusliner zum „Fun-Center“ ist vorprogrammiert, auf dem selbst ein Golfplatz, wie auf der neuen „Legend of the Sea“, der Royal Caribbean Cruise Line (RCCL), nicht fehlt. Wie sich mit „Fun-Cruising“ Geld machen läß, demonstrieren seit zehn Jahren amerikanische Kreuzschiff-Reedereien. Gesellschaften wie die Carnival Cruise Lines, Royal Caribbean, Norwegian Cruise Line oder Celebrity Cruises bieten Kurzkreuzfahrten durch die karibische Inselwelt an. Zu Preisen von 2.000 von 2.500 Mark laben sich die Passagiere an den reichhaltigen Buffets und vergnügen sich beim Tontaubenschießen, Basketballspielen, Tischtennis – oder an einem der vielen Geldspielautomaten. Auch den Kreuzfahrern wird es in Zukunft weniger um die durchfahrenen Gewässer als um das Angebot an Bord gehen. Hauptsache: Spaß! dpa