Giftige Dämpfe in einem japanischen Kaufhaus

■ Vermutlich neuer Anschlag in Tokio

Tokio (AFP/AP) – In der japanischen Hauptstadt Tokio sind gestern wieder mysteriöse beißende Dämpfe aufgetreten: diesmal in einem Kaufhaus. Noch ist unklar, ob es sich um ein neues Attentat handelt. Nach Angaben der Polizei mußten mindestens 17 Menschen in Krankenhäuser eingeliefert werden, die an Halsschmerzen, Augenbrennen und Hustenanfällen litten. Niemand sei schwer verletzt. Es sei noch unklar, welches Gas in dem Kaufhaus ausgeströmt sei. Um Sarin handele es sich aber nicht. Erst am Mittwoch waren bei einem Giftgasanschlag im Hauptbahnhof von Yokohama fast 700 Menschen verletzt worden.

Unterdessen nahm die Polizei nach Presseberichten die Fahndung nach dem Führer der Sekte Aum Shinrikyo (Erhabene Wahrheit), Shoko Asahara, auf. Die Organisation wird verdächtigt, in den Angriff auf die Tokioter U-Bahn vom 20. März verwickelt zu sein, in dem das Giftgas Sarin verwendet wurde und 11 Menschen starben.

In einem nach dem Tokioter Anschlag erschienenen Buch drohte Asahara unterdessen mit einer „nationalen Katastrophe“, falls er weiterhin verfolgt werde. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, warnte Asahara in dem Buch „Die Traurigkeit eines ruinierten Landes: Japan“, die Verfolgung eines „Propheten“ werde unweigerlich Unheil nach sich ziehen.

Die Regierung erwägt offenbar, der Sekte den rechtlichen Status einer Religionsgemeinschaft aberkennen zu lassen. Erziehungsminister Kaoru Yosano will Berichten zufolge am Montag einen entsprechenden Antrag stellen. Die Aberkennung würde bedeuten, daß die Sektenmitglieder kein gemeinsames Eigentum mehr erwerben und nicht mehr an religiösen Aktivitäten ihrer Gruppe teilnehmen dürfen. Sie verlören ihre Steuervergünstigungen.

Nach Informationen der japanischen Tageszeitung Yomiuri verfügt die Gruppierung weltweit über ein Finanzimperium im Wert von etwa 40 Millionen Mark.