Investition ins Image

■ Wer darf ab 1997 die Fußballbundesliga übertragen? ARD, ZDF und RTL treten diesmal gemeinsam gegen Sat.1 an

Der Uli Hoeneß vom FC Bayern München ist immer noch der Klassenprimus der Bundesliga. Deshalb horcht die Branche auf, wenn der Uli etwas sagt. Ob es nun um eine Verkleinerung der Liga geht oder um den Verkauf der Fernsehrechte – der Uli denkt vor. Eine der Ideen vom Uli war, daß die Vereine selbst verhandeln sollten, anstatt den Amateurfunktionären vom DFB das Millionengeschäft zu überlassen. Zuletzt warf er mal so in die Fernsehlandschaft, daß er gerne eine hübsche runde Milliarde Mark für die Vereine sehen würde. Und zwar ab 1997, wenn der jetzige Fünfjahresvertrag ausläuft, der Sat.1 die Erstverwertung sichert. Nun, wenn man den Hoeneß kennt, dann weiß man, daß er nicht so schlecht im Feilschen, andererseits aber auch ein Realist ist.

So oder so, der Basar ist eröffnet. Fest steht allerdings nur, wer bisher ein Angebot beim DFB abgegeben hat. Da ist zum einen die ISPR, eine Sportrechteagentur mit Sitz in München, die Springer und Leo Kirch gehört. Momentan hat sie die Rechte: Für den noch laufenden Fünfjahresvertrag zahlte man 700 Millionen, verkaufte die Erstrechte an den Kirch-Sender Sat.1 und Sublizenzen an 24 weitere deutsche Fernsehanstalten weiter. Dank ISPR flimmert die Bundesliga außerdem durch 150 Länder, die Rechtehändler waren fleißig, und dafür verdienen sie auch nicht schlecht.

Auch die Ufa, eine Bertelsmann-Tochter, will wieder an die Rechte, die sie schon einmal von 1988 bis 1992 hatte und damals an RTL („Anpfiff“) weitergab. Sollte die Ufa den Zuschlag erhalten, hat wieder RTL, aber auch das Pay-TV premiere beste Chancen auf die Erstrechte, denn an beiden Sendern ist Bertelsmann beteiligt.

RTL aber wollte sich wohl nicht auf das Verhandlungsgeschick der Ufa verlassen und startete deshalb eine eigene Initiative: gemeinsam mit ARD und ZDF. Die ungewöhnliche Koalition bot – so brodelt die Gerüchteküche – 460 Millionen für drei Jahre: vom Sommer 1997 bis ins Jahr 2000. Die Vereinbarung soll vorsehen, daß ARD und ZDF die Spiele vom Freitag und Samstag in Zusammenfassungen bringen, während RTL am Sonntag ein Spiel live übertragen darf (bisher verschlüsselt bei premiere). Das Kartellamt prüft allerdings, ob es nicht „unzulässig“ ist, wenn drei Sender „die Nachfrage bündeln“. Derweil sichtet der DFB in aller Seelenruhe die Angebote, die sich wahrscheinlich finanziell kaum unterscheiden.

Pressesprecher Wolfgang Niersbach sieht jedenfalls „keinen Entscheidungsdruck“ und möchte das „inhaltliche Konzept“ berücksichtigt wissen. Offenbar will man also nicht nur auf die gebotene Summe schauen, sondern überlegt auch, mit welcher Senderkombination man am meisten Zuschauer erreicht. Schließlich soll die Fernsehberichterstattung nicht nur die Bundesliga finanzieren, sondern auch wieder Stadionbesucher werben. Der Pay-Sender premiere jedenfalls hat nicht einmal eine Million Abonnenten.

Wer immer den Zuschlag erhält, wird sich finanziell etwas einfallen lassen müssen. Denn die Bundesligarechte sind bei den derzeitigen Preisen, da sind sich alle einig, über die Werbeinseln in der Berichterstattung nicht zu finanzieren. Auch für Sat.1 ist die Bundesliga heute ein Zuschußgeschäft. Und das, obwohl „unsere Werbezeiten fast immer ausverkauft sind“ (Sat.1-Sportchef Reinhold Beckmann) und die Begegnungen eines Spieltags schon auf Freitag, Samstag und Sonntag verteilt wurden. In drei Sendungen passen nun mal mehr Werbebotschaften als in eine. Beckmann sieht die Millionen denn auch als „imageträchtige Investition“, die Publikum an den Sender bindet.

Bild warnt seine Leser schon mal, Gebührenerhöhungen seien unvermeidlich, falls ARD, ZDF und RTL den Zuschlag erhalten. Ein Schelm, wer da böse Absicht vermutet, weil Bild wie Sat.1 vom Kirch-Springer-Konzern kontrolliert werden.

Die ARD wiederum will sich nach langer Erstrechteabstinenz und der bitteren Erfahrung, daß die vermeintliche Institution der samstäglichen „Sportschau“ so leicht von „ran“ zu demontieren war, „zurückmelden“, denn die Zuschauer in der ersten Reihe haben ein „Anrecht auf Spitzensport“, glaubt ARD-Sportkoordinator Werner Zimmer.

Falls die Erstrechte wieder an ARD und ZDF fallen (gemeinsam mit RTL), würde das für die Zuschauer allerdings keinen großen Unterschied machen. Denn die Öffentlich-Rechtlichen werden kaum hinter die von Sat.1 gesetzten Maßstäbe zurückfallen: Publikum im Studio, Gewinnspiele, Dutzende von Kameras, Werner Hansch und aussagelose Statistiken. Man mag von dem Konzept halten, was man will: ein Quotenerfolg war es. Und Werner Zimmer versichert schon, auch die ARD sei da „beweglicher geworden“. Thomas Winkler