„Stellenabbau tut weh“ – auch dem Arbeitsamt

■ Hamburger Amt baut 245 Stellen ab / Personalrat fürchtet längere Wartezeiten

Eine drastische Schlankheitskur hat die Bundesanstalt für Arbeit jetzt den Landesarbeitsämtern verordnet. Demzufolge soll auch das Hamburger Arbeitsamt in den nächsten drei Jahren rund 15 Prozent seines jetzigen Personalbestands abbauen. „Dieser Sparkurs wird vor allem die Kunden besonders hart treffen“, so die Prognose des Personalratsvorsitzenden Michael Westerfeld.

Eine Kritik des Bundesrechnungshofes war Anstoß für den Sparbeschluß der Bundesanstalt in Nürnberg. Die Prüfer hatten mehrfach einen Personalüberhang bei den Landesarbeitsämtern angemahnt. In Hamburg mußten deshalb schon im vergangenen Jahr 30,5 Stellen abgebaut werden.

Doch jetzt legt die Bundesanstalt nochmal kräftig nach. Sofort sollen demnach in Hamburg 18 Stellen verlorengehen – zugunsten von Arbeitsämtern in Süddeutschland – und bis zum Dezember diesen Jahres weitere 69,5. „Jetzt erfuhren wir, daß bis Ende 1998 nochmal zusätzliche 157 Planstellen eingespart werden müssen“, so Michael Westerfeld gestern gegenüber der taz.

Der Abbau soll überwiegend beim mittleren Dienst erfolgen. Davon, so der Personalratsvorsitzende, würden vor allem die Arbeitsvermittlung und die Leistungsabteilung besonders hart getroffen. Beides Arbeitsbereiche, die bereits überlastet seien. „Schon jetzt müssen Arbeitslose im günstigsten Fall sechs Wochen auf ihre Leistungen warten“, so Westerfeld; in Einzelfällen betrage die Bearbeitungsdauer auch länger als acht Wochen. Und selbst diese Wartezeiten seien nur durch Überstunden der KollegInnen zu gewährleisten.

Der Personalabbau solle durch Altersabgänge und durch die Nichtbesetzung von Planstellen erreicht werden. „Ich habe meine Zweifel, daß dies gelingen wird“, meint Westerfeld. Die hat die Leiterin der Verwaltungsabteilung am Hamburger Arbeitsamt, Heike Grote-Seifert, jedoch nicht. „Ich bin mir sicher, daß wir das ohne Kündigungen hinbekommen“, sagte sie gestern zur taz.

Ob die Einsparungen zu noch längeren Wartezeiten für die Arbeitslosen führen werden, ist für sie derzeit noch schlecht abzuschätzen. „Ich hoffe, daß wir den Abbau durch die Dezentralisierung der Ämter in die Bezirke und den Einsatz von Technik auffangen können“, so Grote-Seifert. Die Belastung der Leistungsabteilung und der Arbeitsvermittlung sei allerdings weiterhin sehr hoch – insofern täte dem Arbeitsamt „sicher jeder Stellenabbau weh“. sako