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: Der Doktorfisch-Konflikt / "Länder, Menschen, Abenteuer: Der Suezkanal"

„Länder, Menschen, Abenteuer: Der Sueskanal“, Sonntag, 21.00 Uhr, B1

Es wurde aber auch Zeit, daß sie all die Hot Spots noch mal vorführen, die uns zu WeltbürgerInnen machen sollten: den River Quai, das Mekong-Delta, den Persischen Golf, die Shuf-Berge womöglich und natürlich den Sueskanal.

Eine der ersten Schlagzeilen, die ich mitverfolgte, betraf die Verstaatlichung des Sueskanals durch Nasser 1956. In dem daraus entstehenden „Konflikt“ half Moskau den Ägyptern mit einer „Atombombendrohung“, worauf die britischen und französischen Interventionstruppen von den USA zum Rückzug bewegt wurden. Ich kann mich noch an all die im Kanal versenkten Schiffe erinnern und daran, wie lange es dauerte, die Route wieder passierbar zu machen.

Peter Rost recycelte diese Archivbilder leider nicht. Dafür stieg er in dem extra zur Kanaleinweihung 1869 von einem Deutschen gebauten Palast ab, der heute Teil eines US-Luxushotels ist. Für weitere Bilder sorgte die gerade von zwei Hamburgern privatisierte Deutsche Seereederei Rostock (DSR), mit deren neuestem Containerdampfer „America“ die TV- Crew den Kanal durchschiffte. Freundlicherweise filmten sie dazu die Firmenplakette der Bremer Vulkan Werft.

Nun ja, immerhin erfuhr man alles über die „Lotsenpflicht“ und das zur besten Sendezeit. Auch daß die Durchfahrt für ein 150.000-Tonnenschiff 300.000 Mark kostet und daß Kriegsschiffe das Doppelte zahlen, wußte ich noch nicht.

1973 hatte Ägypten sein Oktobererlebnis: Da eroberte die Armee die israelischen Festungen entlang der Ostküste des Sueskanals. Was der Filmemacher nicht wissen konnte: Damals lagen etliche Bremer Schiffe im Roten Meer fest. Und ein Bremerhavener Seemann fing beim Tauchen einen kleinen Doktorfisch, den er dann heil mit nach Hause brachte, wo er ihn dem Aquarium des Tierparks schenkte. Dort schaffte es Oberpfleger Marwedel, den Fisch über 20 Jahre lang am Leben zu erhalten. Er riskierte sogar einen Streit mit seinem Direktor, der Marwedels „ältesten Mitschwimmer“ 1987 nach Köln geben wollte: „Dann können Sie mich gleich mit weggeben!“ Die Nachricht vom Tod des Doktorfisches erreichte mich 1992: Ein an sich friedlicher Kugelfisch hatte ihn am Bauch verwundet. Das war das letzte Mal, daß ich etwas vom Sueskanal erfuhr. Helmut Höge