Brauner Dunst liegt über dem arktischen Meer

■ Internationale Expedition weist Emissionen aus Fabriken und Heizungen nach

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Eskimos sehen die Sternbilder nicht mehr, an denen sie sich früher orientieren konnten. Professor Ruprecht Jaenicke vom Institut für Physik der Atmosphäre in Mainz, hat mit bloßem Auge erkannt, woran das liegt: „Man sieht braune Dunstschichten“, sagte er am Samstag, als er über erste Ergebnisse des vierten (und bisher letzten) internationalen Forschungsflugs über der Arktis berichtete.

Die Dunstschicht ist am dichtesten, wenn im Frühjahr die Sonne über den arktischen Horizont steigt. Das Licht löst fotochemische Reaktionen mit den Schmutzpartikeln aus.

Im vorigen Jahrhundert war das Phänomen noch nicht bekannt. Initiator der Exkursion ist Ulrich Leiterer vom Aerologischen Observatorium des Deutschen Wetterdienstes in Lindenberg (Brandenburg).

Ein russisches Forschungsflugzeug flog mit zehn russischen, zwei amerikanischen, und zwei deutschen Wissenschaftlern an Bord zwei Wochen lang rund um den Nordpol. Die ersten Meßergebnisse zeigen, daß die arktische Luftverschmutzung auf Emissionen von Industrie, Verkehr und Heizungen zurückzuführen sind, aber auch auf Wüstenstaub. Denn im Winter wandert die auch für Europa wetterbestimmende Polarfront so weit nach Süden, daß die Partikel in die sonst abgeschirmte kalte Luftmasse gelangen können.

Die Auswirkungen auf das Klima sind komplex. Schlußfolgerungen für den Klimaschutz wollten die Wissenschaftler deshalb noch nicht ziehen. Zwischen den unteren kalten und den oberen warmen Luftschichten könne kein Austausch mehr stattfinden, sagt Expeditionsleiter Volker Dreiling. Wenn die Sonnenstrahlung die Dunstschichten nicht mehr durchdringen kann, werden die unteren Luftschichten noch kälter. Gleichzeitig erwärmten sich die oberen Schichten. nh