Nachschlag

■ Die Komische Oper traut sich: Koproduktionen beim Tanz

Das Geld ist knapp geworden für die Berliner Kultur. Klagen helfen wenig, eine Änderung der Finanzlage ist nicht in Sicht und den Mangel zu verwalten kann auf Dauer eine tödliche Lösung sein: So ähnlich scheint man es an der Komischen Oper zu sehen. Dort sucht man derzeit nach Möglichkeiten, bei stagnierendem Etat nicht weniger, sondern mehr zu produzieren. Aus der Not eine Tugend machen, lautet die Devise, und etwas anderes bleibt der neuen Tanzdirektion des Hauses auch kaum übrig. Sie wünscht sich ein neues Repertoire für ihr Ensemble – aber das läßt sich nirgendwo und schon gar nicht an einem großen Opernhaus aus dem Ärmel schütteln. Die Tanzmoderne zu wollen ist eines, sie tatsächlich auf die Bühne zu bringen ein anderes. Mehr als zwei Premieren pro Spielzeit sind aus Kostengründen an der Komischen Oper nicht realisierbar: Ein neues Tanz-Repertoire wird so zu einem langjährigen Projekt. Mit Koproduktionen will man nun versuchen, der vertrackten Lage beizukommen: Geteilte Kosten, mehrfacher künstlerischer Gewinn.

Das ist ein für deutsche Theaterinstitutionen höchst ungewöhnlicher Schritt. Denn hier lebt man in geordneten Verhältnissen, und über den Tausch von Kostümen oder Bühnenbildelementen geht die Zusammenarbeit normalerweise nicht hinaus. In finanzschwachen Zeiten allerdings bietet die gemeinsame Planung und Finanzierung von Projekten die Chance, den Spielplan zu erweitern, statt ihn einzuschrumpfen. Die Komische Oper hat sich jetzt mit einem Experten in Sachen Koproduktion zusammengetan: dem Hebbel Theater. Weitere Partner werden gesucht. Neben den für das eigene Haus geplanten zwei Premieren (sowie einer Neueinstudierung und drei Wiederaufnahmen) soll in der kommenden Spielzeit im Rahmen des Festivals „Tanz im August“ ein zusätzliches „kleines“ Programm auf der Bühne des Hebbel Theaters uraufgeführt werden. Drei junge spanische Choreographen, Cesc Gelabert, Vincente Daez und Juan Carlos Garcia wurden für diese erste Koproduktion (Uraufführung: 22. 2. 1996) eingeladen, der im Laufe der nächsten drei Jahre weitere gemeinsame Arbeiten folgen sollen. Das Geld, das diese Produktion kosten wird, wird allerdings nicht aus dem Etat der Komischen Oper finanziert. Intendant Albert Kost ist noch auf der Suche nach Geldgebern. Auch künstlerische Gründe machen solche Zusammenarbeit sinnvoll: Für die TänzerInnen bietet es mehr Gelegenheiten, auf der Bühne zu stehen, für das Haus die Chance, ungewöhnliche und weniger „gängige“ ChoreographInnen einzuladen. Michaela Schlagenwerth