Aufruhr in iranischen Armenstädten

■ Sicherheitskräfte erschießen zahlreiche Demonstranten

Teheran (AFP/rtr/AP) – Einen Tag nach den schweren Zusammenstößen zwischen iranischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Vororten von Teheran haben die iranischen Behörden jegliche Angaben über die Zahl der Opfer verweigert. Nach offiziellen iranischen Angaben fanden die Unruhen in dem 30 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt gelegenen Akbar Abad statt. Verschiedene Oppositionsgruppen berichteten darüberhinaus von Protesten und Zusammenstößen in den ebenfalls südwestlich gelegenen Ortschaften Islamschahr und Robat Karim. Augenzeugen berichteten am Dienstag von „zehn bis fünfzig“ Todesopfern. Die in Paris ansässige Organisation für Menschen- und Grundrechte im Iran meldete 144 Tote, die Volksmudschaheddin „hunderte Tote und Verletzte“. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna behauptete, die Unruhen in Akbar Abad seien von „Rowdies“ und „Unruhestiftern“ ausgelöst worden. Augenzeugen erzählten dagegen von einer Kundgebung gegen die schlechte Wasserversorgung und Preiserhöhungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Spezialeinheiten der Polizei hätten die Demonstration unter Einsatz von Schußwaffen aufgelöst. Akbar Abad ist eine rund 8.000 Einwohner zählende Wohnstadt im Einzugsbereich Teherans, in der überwiegend arme Arbeiterfamilien leben. Gestern patrouillierten dort Sicherheitskräfte in Kampfanzügen durch die Straßen. Mehrere Personen sollen festgenommen worden sein. Die Krankenhäuser, in denen die Verletzten eingeliefert wurden, schirmten die Militärs ab. Rund 50 Menschen drängten sich gestern vor dem Polizeisitz von Akbar Abad, um Nachrichten von Familienangehörigen zu bekommen, die nach den Protesten verschwunden waren. Vor dem Kommissariat von Islamschahr warteten rund 100 Menschen. Arbeiter entfernten die Spuren der Gewalttaten in den Straßen. Eine Tankstelle war in Brand gesetzt worden, bei zahlreichen Banken wurden Fensterscheiben zertrümmert, ein staatliches Kühllager war geplündert worden. Sicherheitskräfte hatten Akbar Abad am Dienstag nachmittag komplett abgeriegelt. Die Behörden von Islamschahr organisierten gestern eine Solidaritätskundgebung für die Regierung.