UV-Strahlen kommen jetzt besser durch die Löcher

■ BUND-Projekt: „Schüler schaffen prima Klima“ / Das hofft auch der Senat

„Det gibt hier so'n subtropisches Klima, so warm und so viel Regen.“ Elena überlegt, murmelt muffelig vor sich hin: „Richtigen Winter hatten wir schon ewig nicht mehr.“ Die 16jährige Schülerin ist ganz bei der Sache. Klimaveränderungen stehen heute auf dem Stundenplan der 10. Klasse, vor allem der Treibhauseffekt. „Kann das sein, daß die UV-Strahlen dann besser durch die Löcher kommen?“ fragt einer, wird aber sofort von den anderen niedergebrüllt. „Quatsch, das ist doch das Ozonloch, das hat doch mit dem Treibhaus nichts zu tun.“

Die 16 Schüler haben ihre Tische im Kreis aufgebaut, auch ihre Lehrerin Hannelore Kemmnitz sitzt dabei. Denn den Unterricht in der Tempelhofer Carl-Zeiss-Oberschule bestreiten heute Antje Beardi und Inka Ricken, beide Mitarbeiterinnen des BUND. Seit Jahresbeginn besuchen sie Schulklassen, um mit diesen über die Themen zu diskutieren, die zur Zeit auch die Regierungsvertreter im ICC erörtern. „Schüler schaffen prima Klima“ ist das Motto, unter dem der BUND den Bildungseinrichtungen seine Unterstützung anbietet. Lehrerin Kemmnitz ist von der Idee begeistert; allein durch die Abwechslung seien die Schüler viel aufmerksamer und engagierter.

Dabei geht es drunter und drüber, in der Klasse wird deutlich, wie komplex die Themen sind. Die Begriffe „Welthandel“ und „Unterdrückung“, „Massentierhaltung“ und „Bioladen“ fliegen durch den Raum – und immer wieder das Ozonloch, das offenbar stärker ins Bewußtsein der Schüler vorgedrungen ist. „Könnte man nicht künstlich Ozon erzeugen und damit die Löcher stopfen?“ fragt Björn die BUND-Mitarbeiterinnen. „Das wäre Umweltschutz mit der Brechstange“, erklärt ihm Inka Ricken. Und Sitznachbarin Elena fügt hinzu: „Die Ozonschicht würde sich ja regenerieren, wenn wir sie mal in Ruhe lassen.“

Daß erheblich mehr für den Umweltschutz getan werden müsse, da sind sich alle einig. Den meisten fallen aber nur Möglichkeiten ein, die andere umzusetzen hätten: die Landwirte zum Beispiel, die Politiker oder die Firmenbosse. „Und was könnt ihr machen“, fragt Antje Beati die Schüler ganz direkt, „was kann jeder einzelne beitragen?“ Das Schweigen im Raum nutzen die BUND- Mitarbeiterinnen, um Zettel und Stifte auszuteilen. Alle sollen die Umrisse ihrer Hand nachzeichnen und konkrete Möglichkeiten hineinschreiben. „Was soll ich denn tun?“ fragt eine Schülerin entsetzt, Auto fahren dürfe sie noch gar nicht, eine Fabrik betreibe sie auch nicht, mit Düngung habe sie schon gar nichts zu tun. Doch dann kursieren die ersten Ideen im Stille- Post-Prinzip. Mit einem Mal wollen alle nur noch in Bioläden einkaufen, radfahren, Plastiktüten ablehnen und Altpapier sammeln.

Und das ist Ziel der Schulbesuche: „Die Jugendlichen sollen sich als aktive Menschen begreifen, die auch etwas bewirken können“, erklärt Katrin Paul, die dritte Schulexpertin und Projektleiterin des BUND. Finanziert wird das Projekt Schüler schaffen prima Klima von der Senatsumweltverwaltung, denn auch die setzt vor allem auf die frühe Umwelterziehung. „Man darf nicht unterschätzen, wie sehr Kinder die Kaufentscheidungen ihrer Eltern beeinflussen“, betont Umweltstaatssekretär Lutz Wicke. Christian Arns