Israel bleibt einzige Atommacht in Nahost

■ US-Vizepräsident Gore in Jerusalem

Tel Aviv (taz) – Israel will frühestens zwei Jahre nach Unterzeichnung von Friedensverträgen mit allen Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga und Iran mit Verhandlungen über einen atomwaffenfreien Nahen Osten beginnen. Das erklärte der israelische Regierungschef Jitzhak Rabin gestern dem US-Vizepräsidenten Al Gore in Jerusalem.

Gore gab bei einer Pressekonferenz deutlich zu verstehen, daß die US-Regierung die Weigerung Israels, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten, billigt. Das Abkommen läuft dieses Jahr aus. Verhandlungen über eine Verlängerung sollen im April beginnen.

Gore, der von Gesprächen mit arabischen Staatschefs aus Kairo kam, zeigte sich befriedigt, daß die Mitglieder der Arabischen Liga zwar gegen das israelische Nuklearpotential protestieren, sich aber nicht mehr weigern, einer Verlängerung des Sperrvertrages zuzustimmen. US-amerikanischen Meldungen zufolge soll auf intensiven Druck der USA, Europas und Japans sogar der ägyptische Präsident Husni Mubarak auf seine bisherigen Bedingungen zur Unterzeichnung des Abkommens verzichtet haben. Er sei willens, den Sperrvertrag zu verlängern, auch wenn Israel ihn weiter boykottiert, heißt es. Nach einem dem US- Kongreß in der letzten Woche vorgelegten Bericht des „Wisconsin Projekts zur Überwachung der nuklearen Rüstung“ soll Israel über ein Arsenal von ungefähr 200 Atombomben verfügen. Außerdem ist das Land mit Raketen ausgestattet, die Nuklearsprengköpfe in alle Teile des Nahen Ostens tragen können.

Gore versprach gestern, die jährliche US-Hilfe für Israel in Höhe von drei Milliarden US-Dollar weiter aufrechtzuerhalten. Die gerade abgeschlossenen amerikanisch-israelischen Luft- und Landmanöver seien die bisher „größten gemeinsamen Truppenübungen“ und zeigten, daß die „bilateralen Beziehungen besser sind als jemals zuvor“. An dem 14tägigen Manöver sollen 7.500 US-Soldaten teilgenommen haben. Amos Wollin