Großaktionäre machen MG flüssig

■ Gläubigerbanken stimmen Metallgesellschaft-Sanierung zu

Frankfurt/Main (taz) – Wären die knapp 2.000 Kleinaktionäre auf der Hauptversammlung der Metallgesellschaft (MG) gestern in Frankfurt eben keine Klein-, sondern Großaktionäre gewesen, hätten Vorstand und Aufsichtsrat der MG ihr Waterloo erlebt. Es war nicht nur die Wut über den verlorenen „Groschen“ nach dem Desaster der MG. Es war vor allem die Chuzpe von Vorstandschef Karl- Josef Neukirchen, der die 2,6 Milliarden Mark Verluste, die der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr „eingefahren“ hatte, als „gute Ausgangsbasis“ für die weitere Entwicklung der MG zu verkaufen versuchte, die die Kleinaktionäre auf die Barrikaden trieb.

Daß nach den Worten von Neukirchen ganze zwei ehemalige Vorstandsmitglieder, Heinz Schimmelbusch und Meinhard Forster, die MG mit riskanten Ölgeschäften in den USA „in die wohl gravierendste Unternehmenskrise der deutschen Nachkriegsgeschichte“ getrieben haben sollen, konnte kaum einer der Aktionäre nachvollziehen. Der Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Ronaldo H. Schmitz von der Deutschen Bank an der Spitze hat nach Auffassung der „Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre“ schon 1989 gewußt, daß sich die MG Corporation in den USA von einem seriösen Handelshaus in ein Unternehmen wandelte, das ausschließlich „Risikogeschäfte“ anpeilte. Die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und das Emirat Kuweit als Großaktionäre der MG, die den Konzern nicht uneigennützig mit Milliardenspritzen vor dem Konkurs retteten, sorgten mit ihren Stimmrechtskontingenten dann allerdings gemeinsam dafür, daß die noch amtierenden Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte entlastet wurden. Auch sorgten die Großaktionäre dafür, daß die vom Vorstand beantragte „vereinfachte Kapitalherabsetzung im Verhältnis 2:1 bei gleichzeitiger Kapitalerhöhung“ glatt durchging. Der Kapitalschnitt, so Neukirchen, sei unumgänglich geworden, weil das Grundkapital in der Krise durch Rückgriffe auf die Eigenkapitalbasis real halbiert worden sei. Klaus-Peter Klingelschmitt