Superohr im Einsatz

■ Kneipe in Halle wies Ausländer ab, die „Titanic“ droht mit Lizenzentzug

Berlin (taz) – Als der einzige Superheld Deutschlands vorgestern ins Hallesche Tageblatt blickte, wären ihm fast die Ohren abgefallen vor Schreck. In der Kneipe „Genschman“ so berichtete das Blatt, wurden drei Ausländer abgewiesen. Begründung des Kneipenchefs Volker Lindenhahn: Es gebe in letzter Zeit zu viele Ausländer, deshalb habe man vorübergehend eine Ausländerquote eingeführt, damit sich die Deutschen nicht belästigt fühlen.

Sofort faxte der Ehren-Hallenser Hans-Dietrich Genscher an „Genschman“, wenn es stimme, daß Ausländern der Zugang verwehrt sei, verbiete er ab sofort den Gebrauch seines Namens wegen Mißbrauchs. Zumal man ihn ohnehin nie gefragt hatte. Was auch niemand mußte: „Wir möchten Herrn Genscher nur darauf hinweisen, daß er selbstverständlich kein Superheld ist, sondern nur unsere Erfindung“, stellte die Zeitschrift Titanic gestern klar. „Sollte Herr Genscher allerdings sein Superheldenkostüm anlegen, um in der halleschen Kneipe mit den dort beschäftigten rassistischen Zonenzombies aufzuräumen, würden das die Genschman-Erfinder sehr begrüßen.“

Titanic legte außerdem ein Geständnis ab: Anders nämlich, als in Folge 754 (10/89) behauptet, hat Genschman nicht alle Zonenzombies, die das Monster „Der Waigel“ mit Hilfe von Bananen in die Republik hatte locken wollten, in Ceaușescus Rachen geführt. „Vielmehr schlossen einige Zonenzombies mit den Genschman-Erfindern einen Vertrag.“ Kurz: Man verkaufte dem Kneipier die Genschman-Nutzungsrechte. Aber nicht, um für „dummen Rassismus zu werben“, beteuern die Titanicer und drohen, der „total geilen Kneipe“ (Eigenwerbung) „die weitere Benutzung des Namens des einzigen deutschen Superhelden zu untersagen. Wenn nötig, werden die Rechte-Inhaber ihren Anspruch in einem total geilen juristischen Verfahren durchsetzen.“ Dazu wird es nicht kommen. Kneipier Niemöller leugnet alles: Ausländerfeindlichkeit, Quotenbeschlüsse, die Sprüche seines Filialleiters. Die Aussperrung sei ein „dummes Versehen“ gewesen, entschuldigt er sich in einem Brief an Genscher. miß