3,8 für die Chemie

■ Tarifabschluß fördert Lehrstellen

Berlin (dpa/taz) – Die 630.000 Beschäftigten in der westdeutschen Chemie erhalten vom 1. März an für zwölf Monate 3,8 Prozent höhere Einkommen. Für den Monat Februar wird eine gestaffelte Sonderzahlung von 200, 220 sowie 240 Mark je nach Einkommensgruppe gezahlt. Der Pilotabschluß mit insgesamt 13 Monaten Laufzeit für die knapp 100.000 Beschäftigten in der hessischen Chemie war in der Nacht zu gestern in Bad Wildungen nach 14stündigen Verhandlungen zustande gekommen. Damit ist nach der Metallindustrie und der Versicherungswirtschaft in einer weiteren wichtigen Branche ein Tarifkompromiß erreicht worden.

Der hessische IG-Chemie-Bezirksleiter Rainer Kumlehn nannte das Lösungspaket akzeptabel, zumal es im Volumen für die Arbeitnehmer Einkommensverbesserungen von mehr als vier Prozent bedeute. Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Paul Coenen, erklärte, der gefundene Kompromiß sei „gerade noch tragbar“. Die hessischen Arbeitgeber verpflichteten sich auch, die Zahl der Ausbildungsplätze 1995 um rund zehn Prozent aufzustocken. Ein „runder Tisch für Arbeitsmarktfragen“ soll gebildet werden. Bundeswissenschaftsminister Jürgen Rüttgers (CDU) nannte die Einigung einen bildungspolitischen Erfolg. Die Verpflichtung zu mehr Ausbildung „begrüße ich ausdrücklich“, sagte er in Bonn. Die beschäftigungsfördernden Maßnahmen mit abgesetzten Einstiegstarifen insbesondere für Langzeitarbeitslose gelten weiter.

Bei der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) zeichnet sich unterdessen für die kommende Tarifrunde eine Lohn- und Gehaltsforderung im Gesamtvolumen von sechs Prozent ab. Dies erfuhr die dpa gestern aus verschiedenen Landesbezirken der ÖTV. Die Große Tarifkommission der ÖTV wird am kommenden Donnerstag in Stuttgart die endgültige Forderung für die 3,4 Millionen Arbeiter und Angestellten aufstellen. BD