Sekten-Wohnopoly: Mieter machen mobil

■ In Neukölln wehren sich Mieter gegen Umwandlung ihrer Wohnungen / Verkaufsleiterin als Scientologin geoutet

In Hamburg haben sie noch dagegen geklagt, als Scientologen bezeichnet zu werden. In Berlin outen sie sich selbst. Kurz nachdem Kirsten Bringel, Verkaufsleiterin der Immobilienfirma Phönix, von den Mietern der Allerstraße 4 auf ihre Scientology-Zugehörigkeit angesprochen wurde, gab sie schriftliche Nachhilfe: „Die Scientology-Kirche ist als Religion und gemeinnützig in Amerika und vielen Ländern Europas anerkannt.“ Hierzulande freilich wird die Sekte selbst vom Bundesamt für Verfassungsschutz ins Visier genommen.

Daß Kirsten Bringel Scientologin ist, haben die Mieter der Allerstraße, deren Wohnungen die Phönix in Eigentumswohnungen umwandeln will, herausgefunden. Die Phönix ist eine von mehreren Firmen, die nun auch in Berlin in das lukrative Geschäft mit der Umwandlung von Mietwohnungen eingestiegen sind. Allein in Neukölln sind 14 Häuser betroffen, in Kreuzberg sind es neun, dazu kommen Gebäude in Moabit und Steglitz. Anders als in Kreuzberg, wo die meisten Wohnungen bereits im letzten Sommer verkauft wurden, machen die Neuköllner in einem Bündnis gegen die Umwandlungen mobil.

In der Allerstraße 4 hängen seit zwei Wochen Transparente. Für Phönix-Verkäuferin Kirsten Bringel ein Grund mehr, sich zu ärgern. Man solle sich davon nicht beeindrucken lassen, beschwichtigte sie einen mutmaßlichen Kaufinteressenten beim Vorab-Gespräch in den Firmenräumen in der Schlüterstraße 37. Doch die vom Mieterverein „aufgestachelten“ Mieter der Allerstraße, die hoffen, daß ihr Beispiel auch in anderen Häusern Schule macht, haben mit ihrer Aktion bereits mehrere Kaufinteressenten verschreckt. Eine ältere Dame meinte: „Da setze ich mich doch nicht rein, da müßte ich mich ja schämen.“

Inzwischen hat der Ring Deutscher Makler angekündigt, einen bundesweiten Unvereinbarkeitsbeschluß mit den Scientology-Firmen zu verabschieden. Uwe Rada

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