Weibdrills und andere Opfer des Patriarchats von Ute Scheub

Neulich träumte ich einen politisch ganz besonders korrekten Traum. Nach dem Sieg des Feminismus fand ich mich plötzlich in der Duden-Redaktion wieder, wo ich auf einen Haufen aufgeregter Damen traf. „Hier!“, schrie eine und hielt eine Ausgabe des Rechtschreibelexikons hoch. „Hier schlägt das Herz des Patriarchats! Wer sich der Sprache bemächtigt, ist Herrscher des Bewußtseins, das wußten die Herren sehr genau.“

„Und deshalb haben sie jahrzehntelang die kleinste Sprachreform verhindert!“, rief ein anderes erzürntes Weib mit brennendroten Locken. „Wenn wir unseren Sieg langfristig absichern wollen, müssen wir an allererster Stelle die Sprache säubern“, schlug eine dritte Frau unter allgemeinem Jubel vor.

Und ehe ich mich versah, wurde ich dazu auserkoren, dieses gewichtige Werk in Angriff zu nehmen. Meine Aufgabe sollte es sein, die deutsche Sprache von ihren patriarchalischen Ursprüngen zu säubern und sämtliche auf Männlichkeit verweisenden Silben, Endungen und Pluralbildungen gnadenlos auszumerzen. Es ist doch einfach eine Sauerei, dachte ich zornig in mich hinein, daß 999 Studentinnen zur Geschlechtsumwandlung gezwungen werden, sobald ein einziger dahergelaufener Studiosus sich ihnen nähert und eine „Gruppe von Studenten“ entstehen läßt. Weg mit der Verleugnung, Vertuschung, Unsichtbarmachung des weiblichen Geschlechts! Und weg mit „man“ und „herr“ und all den anderen sprachlichen Imperialismen!

Ich zog also meinen Frautel aus und machte mich ans Werk. Eine echte Frauausforderung, eine Fraukulesarbeit, haben die patriarchalen Unterdrücker die Sprache doch gar frauigfaltig frauipuliert! Alles hatten sie mit ihren häßlichen Vorsilben ihrem Geschlecht angepaßt, nicht einmal den armen Fraumaphroditen hatten sie ihr Zwitterwesen gegönnt. Von Frauaklit über die Frauichäer und Frauder bis zum großen Frauitu, Fraugottsakramentnochmal, überall hatten sie ihre dreckigen Pfoten hinterlassen. Weibdarinen, Weibgos, Weibioks, Weibdrills, Weibmeline – allesamt Opfer des Patriarchats! Frauifeste Unverschämtheiten, wohin frau auch blickt, von Frauagua über Frauchester bis Frauhattan.

Wie sollte ich die Arbeit je schaffen? Mein Frauz sank mir allmählich in die HosIn. Ich besorgte mir eine Flasche Wein und begann zu trinken und zu grübeln. Typisch, die Flasche ist natürlich weiblich. Sprachschweine, ich wünsch euch Fraupes und Frauzbeutelentzündungen an die HalsInnen! Unsere Rache soll furchtbar sein, ab heute heißt es der Flasch und der Zick und der Schreckschraubling.

Und der Wein? Ich wühlte in meinen Haaren und Haarinnen. Einer Säftin, die so viel Trost zu spenden vermochte, konnten wir unmöglich das männliche Geschlecht lassen. Die Wein also. Die Sonne, die Meer, die Sand. Ach, könnte ich jetzt mit meinen FrauzallerliebstInnen ein wenig im Strand frauumfleezen und fraulenzen. Fraunach würden wir vielleicht ein bißchen Frauingssalat futtern und ein Gläslein Fraumitage trinken ...

Bei dieser Gedänkin mußte ich plötzlich laut aufheulen. So laut, daß ich aufwachte. In aller Herrgottsfrühe fand ich mich in einem Bett in Herrnhut wieder, aber es war mir wurscht.