Anschläge auf türkische Reisebüros

■ Polizei findet Schreiben mit Aufruf zu Tourismus-Boykott / Zu Ende gegangene Kurdistan-Konferenz fordert einstimmig sofortigen Waffenlieferstopp in die Türkei

Berlin (AFP) – Gut eine Woche vor Beginn der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin haben Unbekannte am Wochenende mehrere Brandanschläge auf insgesamt sechs türkische Reisebüros in Berlin, Köln und Bremen verübt. Bei den Aktionen am Samstag abend und am frühen Sonntag morgen wurde niemand verletzt.

In Berlin und Köln fanden die Beamten Bekennerschreiben an den Tatorten, nach denen „innertürkische Auseinandersetzungen“ als Hintergründe anzunehmen seien. Die Kölner Polizei teilte mit, in dem Schreiben werde zu einem Boykott von Türkeireisen aufgerufen. In der Vergangenheit haben radikale kurdische Gruppen Urlauber aufgefordert, türkische Ferienziele zu meiden.

Die in Deutschland verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wird für Anschläge in Ferienorten verantwortlich gemacht. Das Bundesinnenministerium erklärte, es lägen bisher keine Hinweise auf eine zentrale Steuerung der Anschläge vor.

In Berlin schleuderten die Täter am Samstag abend einen selbstgefertigten Brandsatz gegen die Schutzverglasung eines Reisebüros im Stadtbezirk Charlottenburg. Jedoch hielt die Sicherheitsverglasung stand. Die Flasche prallte ab und entzündete sich auf dem Gehweg, wo sie von der Feuerwehr gelöscht wurde. An der Tür des Büros fand die Polizei ein Schreiben, das sich auf den „Kampf der Kurden gegen den türkischen Staat“ bezog.

In Kreuzberg warfen Unbekannte wenig später Brandflaschen in ein anderes türkisches Reisebüro. Diese Brandsätze entzündeten sich jedoch nicht. In beiden Fällen habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, sagte der Sprecher.

In Köln warfen Unbekannte am frühen Sonntag morgen jeweils einen Molotowcocktail in zwei nur rund 50 Meter voneinander entfernt liegende Reisebüros im Stadtteil Mülheim. Den Sachschaden bezifferte die Polizei auf mindestens 40.000 Mark. Ein Zeuge habe beobachtet, wie ein „offensichtlich türkischer Mitbürger“ vom Tatort floh. Die Polizei in Bremen erklärte, zwischen 21.25 Uhr und 21.40 Uhr seien am Samstag abend Molotowcocktails in zwei Reisebüros im Stadtteil Neustadt geworfen worden. Die Feuerwehr habe die Brände löschen können. Es sei Sachschaden von mindestens 10.000 Mark entstanden. Zeugen sahen nach Polizeiangaben je zwei Tatverdächtige an den Brandorten. Von ihnen fehlte zunächst aber jede Spur.

Am Wochenende ging in Berlin eine Internationale Kurdistan- Konferenz zu Ende. Die Teilnehmer forderten einen sofortigen Waffenlieferstopp in die Türkei.