95 Tote in algerischem Knast?

■ Gefangenenmeuterei blutig niedergeschlagen

Algier (AP/AFP) – Bei der Meuterei islamischer Fundamentalisten in einem Gefängnis in Algier sind nach einer Meldung der Agentur AP mindestens 95 Häftlinge ums Leben gekommen. Andere Agenturen konnten die Zahl der Toten auf Nachfrage zunächst nicht bestätigen. Eine Augenzeugin berichtete, es gebe „viele Tote und Verletzte“. Zahlreiche Krankenwagen haben Verwundete in Krankenhäuser gebracht. Vor dem Gebäude versammelten sich weinende und bangende Angehörige der Inhaftierten und des Gefängnispersonals. Mit dem Blutbad beendeten Armee und Polizei eine Meuterei. Gefangene hatten vier Wärter als Geiseln genommen und getötet, hieß es. Die Meuterer sollen nach offiziellen Angaben versucht haben, durch die Geiselnahme die Flucht der etwa 1.000 Insassen zu organisieren. Zunächst war berichtet worden, bei der Niederschlagung des Aufstands habe es vier Tote gegeben.

Nach Presseberichten hatten 40 bis 50 mit Messern und Eisenstangen bewaffnete Häftlinge aus dem Hochsicherheitstrakt am Morgen einen Fluchtversuch unternommen, der jedoch vereitelt worden sei. Die Meuterer hätten sieben Wärter gefangengenommen und vieren von ihnen „auf grausame Weise die Kehle durchgeschnitten“, erklärte Justizminister Teguia.

Im überfüllten Serkadji-Gefängnis, das für seine Haftbedingungen berüchtigt ist, sind im Hochsicherheitstrakt etwa 200 Fundamentalisten inhaftiert, die im Kampf gegen „Terrorismus und Subversion“ festgenommen wurden und ohne Gerichtsverfahren einsitzen. Außerdem sitzen rund 800 weitere Gefangene in dem Knast ein. Unter den Fundamentalisten befinden sich auch der ehemalige Vorsitzende des Exekutivkomitees der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS), Abdelkader Hachani, und der zum Tode verurteilte Abdelhak Layada, ein Führungsmitglied der Bewaffneten Islamischen Gruppe (GIA). Anwälte der Gefangenen hatten wiederholt auf die unmenschlichen Haftbedingungen aufmerksam gemacht.