Streik in Bayern unabwendbar

■ IG Metall lehnt Gesprächsangebot der Unternehmer vor der Urabstimmung ab / Metaller wollen Arbeitgeber "zur Vernunft streiken" / Arbeitskampf im Tarifgebiet Bayern soll am Freitag beginnen

Berlin (dpa/taz) – Ein Streik in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie scheint unvermeidmar. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel lehnte gestern ein schriftliches Gesprächsangebot der Arbeitgeber zur Metalltarifrunde ab. Damit wird es vor der Urabstimmung ab Montag in Bayern keine Verhandlungen mehr geben. Bei entsprechendem Ergebnis der Urabstimmung soll der Arbeitskampf schon am darauffolgenden Freitag beginnen, kündigte Zwickel an.

Der Vorstand des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall hatte die IG Metall zuvor schriftlich aufgefordert, „unverzüglich wieder in Verhandlungen einzutreten“, um einen Arbeitskampf in letzter Minute doch noch zu vermeiden. Gesamtmetall hatte in dem Brief auch einen „konkreten Lösungsvorschlag“ angekündigt, allerdings keine Prozentzahlen genannt. Gesamtmetall-Präsident Hans-Joachim Gottschol erklärte, bei der Lohnerhöhung müsse auch die verstärkte Belastung der Unternehmen durch die 35-Stunden- Woche berücksichtigt werden. Mit ihrer schriftlichen Aufforderung habe Gesamtmetall „die letzte Chance für eine Einigung“ vertan, meinte Zwickel. Das Schreiben sei ein „absolut nichtssagender Brief“ gewesen. Für neue Verhandlungen bestehe kein Anlaß, weil die Arbeitgeber weiter in vertragliche Leistungen für die Beschäftigten eingreifen wollten. „Wer wie Gesamtmetall derart provoziert und blockiert, muß zur Vernunft gestreikt werden“, sagte Zwickel.

Nach der Ablehnung des Gesprächsangebots durch den IG- Metall-Chef erklärte auch Gesamtmetall-Sprecher Werner Riek, eine Schlichtung vor einem Arbeitskampf sei nicht mehr möglich. Der IG-Metall-Vorstand hatte am Donnerstag das Tarifgebiet Bayern für einen Streik ausgewählt. Im Rahmen der Urabstimmung werden am Montag und Dienstag 165.000 Beschäftigte in über 600 Betrieben befragt. Wird die erforderliche Zustimmung von 75 Prozent der Stimmberechtigten erreicht, kann der Arbeitskampf beginnen – 130 Betriebe gelten als streikfähig. Für den kommenden Mittwoch hat Zwickel eine Sondersitzung des IG-Metall-Vorstands in Frankfurt einberufen.

Als Arbeitskampfgebiet sei Bayern ausgewählt worden, weil hier die Arbeitgeberpositionen „weit radikaler“ gewesen seien als in anderen Tarifgebieten, meinte der bayerische Bezirksvorsitzende der IG Metall, Werner Neugebauer. Hinzu komme die hohe Zuwachsrate der bayerischen Unternehmen und ihre starke Orientierung auf den Export. Nach Rheinland-Pfalz verzeichne die bayerische Metallindustrie die höchsten Steigerungsraten. Die bayerische IG Metall sei in den vergangenen Jahren immer auf einen Streik vorbereitet gewesen und hätte „viele Trockenübungen“ gemacht, so Neugebauer. Er erwarte eine hohe Beteiligung und Zustimmung der Mitglieder für einen Streik.

Wegen des drohenden Arbeitskampfes hat die Volkswagen AG für fünf westdeutsche Werke vorsorglich Kurzarbeit bei den zuständigen Arbeitsämtern angemeldet, bestätigte eine Sprecherin des VW-Gesamtbetriebsrats. Von einem Arbeitskampf in Bayern wäre der zum Konzern gehörende Autohersteller Audi in Ingolstadt betroffen. Audi steht in vielfältiger Lieferbeziehung zu VW. BD