Bargeld für Flüchtlinge

■ Eine „Initiative gegen das Asylbewerberleistungsgesetz“ verkaufte Lebensmittel aus Laden im Flüchtlingswohnheim

Eine Tafel „Ritter Sport“ kostete 1,13 Mark, Speiseöl in Plastikflaschen 1,80 Mark und „Jacobs Krönung“ 9,82 Mark. Diese und auch andere Lebensmittel bot die „Initiative gegen das Asylbewerberleistungsgesetz“ am Sonntag nachmittag im Weddinger Stadtteilzentrum „Rat und Tat“ an. AsylbewerberInnen aus zwei Tegeler Flüchtlingswohnheimen hatten die Waren am gleichen Nachmittag geliefert. Zum selben Preis wie im Laden des Wohnheims wurden sie dann dort weiterverkauft. „Wir sind nicht glücklich darüber, hier Waren, die wir eigentlich ablehnen, zu verkaufen“, erklärte eine Sprecherin der Initiative. „Aber wir finden es im Moment wichtiger, Flüchtlingen zu Bargeld zu verhelfen.“

Seit vor gut einem Jahr das Asylbewerberleistungsgesetz in Kraft getreten ist, müssen die Flüchtlinge bargeldlos im heimeigenen Laden einkaufen. Einen Gutschein über 264 Mark pro Person und Monat können sie dort einlösen. Die Preise in dem Laden seien teilweise überhöht und die HeimbewohnerInnen seien auf die begrenzten Öffnungszeiten sowie das eingeschränkte Warenangebot dieses einen Geschäftes angewiesen, berichteten Sprecher der Initiative. Lebensmittel, die die Asylbewerber zur Zubereitung ihrer landestypischen Spezialitäten benötigten, gebe es dort überhaupt nicht zu kaufen.

Jeder Flüchtling erhält lediglich 80 Mark Bargeld monatlich. Das reicht auf keinen Fall aus, um die für das Asylverfahren notwendigen Anwälte zu bezahlen. Nicht einmal Fahrgeld, Portokosten oder das Honorar für einen Übersetzer könne von diesem Geld bestritten werden, erläuterten die SprecherInnen der Initiative. „Wir fordern ungekürzte Barauszahlung (mindestens) der Sozialhilfe“, steht auf einem ihrer Flugblätter.

Vor zwei Monaten hatte die Initiative bei einer ähnlichen Aktion rund 1.500 Mark umgesetzt. Insgesamt äußerten sich die Mitglieder enttäuscht über die mangelnde Nachfrage nach den angebotenen Waren vor allem bei Wohngemeinschaften und den BetreiberInnen von Alternativkneipen. „Da wir alle selbst nicht über das große Geld verfügen, waren und sind wir auf den Weiterverkauf angewiesen“, heißt es in der Auswertung. Die Durchführung weiterer Verkaufsnachmittage hänge deshalb auch vom Erfolg der gestrigen Aktion ab. Anne-Kathrin Koppetsch