Robin Hood, Vergifter der Armen

■ LSG-Mann verschenkte Verpflegung und wurde gefeuert

Berlin (taz) – Die Greueltat geschah am 14. Dezember, kurz vor dem Fest der Liebe. Richard Frei, seit über 15 Jahren Angestellter bei der Lufthansa-Servicegesellschaft (LSG), wurde weihnachtlich ums Herz: „Ich wollte den Obdachlosen eine Freude machen.“ Also packte er vier Kartons überflüssiger Bordverpflegung, griff sich nach Dienstschluß einen Firmenwagen und fuhr die Köstlichkeiten zur Heilsarmee nach Nymegen. „Das Essen sollte doch vernichtet werden“, erklärte er gegenüber dem Kölner Express. Die Heilsarmee freute sich: „Eine wunderbare Suppe.“ Dosen, bei denen das Verfallsdatum überschritten war, habe man aussortiert.

Aussortiert wurde auch Herr Frei. Dem Mann wurde gekündigt. „Der Diebstahl des Autos und der Lebensmittel ist ein ungeheuerlicher, schlimmer Vertrauensbruch“, so LSG-Sprecherin Ina Breitsprecher. Frei habe keine Erlaubnis eingeholt und zudem mit verdorbener Ware die Gesundheit von Menschen gefährdet. Doch Arbeitsrichter Christoph Schmitz- Scholemann zeigte Sympathie für den Firmen-Robin-Hood: Eine Abmahnung soll genügen. Die LSG aber will Law and order. Auch der Betriebsrat, dem Frei angehört, stimmte angeblich der Kündigung zu.

Bestätigen wollte das niemand: Hektisch wird auf Frau Breitsprecher verwiesen. Und die bleibt unerbittlich: „Herr Frei hat uns bereits 1989 hintergangen, als er einen Zehn-Prozent-Urlaubsflug nutzte, um private Geschäftchen zu machen. Wir haben ihn trotz dieses Vergehens aufsteigen lassen. Nun ist Schluß.“ miß