Westbank und Gaza dicht

■ Nach dem Anschlag vom Sonntag riegelt Israel die Palästinensergebiete ab

Tel Aviv/Gaza (dpa/rtr) – Israel hat in der Nacht zum Montag die Grenzen des besetzten Westjordanlandes und des autonomen palästinensischen Gaza-Streifens abgeriegelt. Die Sperre, durch die 50.000 über eine Genehmigung verfügende Palästinenser von ihren Arbeitsplätzen in Israel abgeschnitten sind, ist eine Reaktion der israelischen Regierung auf den Bombenanschlag am Sonntag. Zwei Mitglieder der Islamistenorganisation Dschihad al-Islami hatten unweit der Küstenstadt Netanya 18 Menschen getötet und mehr als 60 weitere Personen verletzt.

Zudem wurden Gespräche über die Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge von israelischer Seite abgesetzt, die Öffnung der Transitwege zwischen den Autonomiegebieten Gaza und Jericho bis auf weiteres verschoben. Die Regierung ging jedoch nicht so weit, die Verhandlungen mit den Palästinensern über eine Ausweitung der Autonomie zu unterbrechen, wie Präsident Ezer Weizman und rechtsgerichtete Politiker in einer Krisensitzung des Kabinetts gefordert hatten.

Die Regierung beauftragte hingegen Außenminister Schimon Peres, Kontakt mit PLO-Chef Jassir Arafat aufzunehmen und ein entschiedenes Durchgreifen gegen militante Islamisten zu verlangen. Dem israelischen Geheimdienst Schin Bet gab die Regierung in einem gestrigen Beschluß weitgehend freie Hand bei der „Bekämpfung von Terroristen“.

Vertreter der palästinensischen Autonomieregierung kritisierten die von der israelischen Regierung beschlossenen Maßnahmen. Gleichzeitig kündigten sie an, daß sie hart gegen militante Islamisten vorgehen wollen. Arafat-Berater Nabil Schaath äußerte gestern vor Journalisten, es werde sich diesmal um eine „zwei- oder dreitägige Show“ handeln. Die palästinensische Polizei hatte schon bei früheren Attentaten mit Massenverhaftungen reagiert. Kommentar S. 10