■ Mit altem Öl auf du und du
: Ein feiner Filter

Hamburg (taz) – Die Erfindung des Werner Trabold ist so sparsam, daß sie manchen das Geschäft verderben könnte – weshalb sie in der Bundesrepublik auch kaum auf Interesse stößt. Der fränkische Tüftler hat einen neuartigen Ölfilter für Automotoren konstruiert, der viele Ölwechsel überflüssig machen und damit die Umwelt entlasten würde.

Herzstück von Trabolds Mechanismus, der auch nachträglich eingebaut werden kann und zur Zeit noch 600 Mark kostet, ist eine stramm gewickelte Kreppapier-Rolle. Sie wird alle 15- bis 50.000 Kilometer erneuert (Kostenpunkt: 15 Mark) und ist offenbar hocheffektiv. Der bayerische TÜV beispielsweise stellte in Labortests fest, daß damit das verschmutzte Öl im Motor sogar „sauberer gefiltert wurde, als Industrie und Handel es anbieten“.

Die vielen Ölwechsel könnten damit entfallen; eine Füllung würde nach Trabolds Angaben für 400.000 Kilometer ausreichen. Zwei Drittel des Kfz-Altöls würden bei konsequenter Anwendung dieser Technik gar nicht erst benötigt. 500.000 Tonnen Öl, die jetzt noch Jahr für Jahr in den Motoren verdrecken und deshalb ausgewechselt werden müssen, würden ebensowenig gebraucht wie 150.000 weitere Tonnen, die bisher jährlich wegen des Qualitätsverlustes nachgefüllt werden. Für die Mineralölindustrie würde das natürlich ein Absatzminus bedeuten, für die Umwelt dagegen wär's ein Segen.

Einige mittelständische Firmen in Franken und der Pfalz erprobten die Filter in ihren Fahrzeugen und stellten eine „enorme Kostensenkung“ durch die Kreppapier-Konstruktion fest. Doch ein serienmäßiger Einsatz ist nicht in Sicht. Bundesumweltministerin Angela Merkel läßt bis auf weiteres prüfen.

Derweil gab sich der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt nach sechs Monaten Bedenkzeit einen kleinen Ruck. 30.000 Mark Fördergeld stellte er für ein Pilotvorhaben mit 200 Fahrzeugen bereit. Wer sich von den drei Hamburger Kfz-Werkstätten, die das Projekt tragen, einen „Trabold- Feinstfilter“ ins Auto oder den Kleinlaster einbauen läßt, erhält ihn zum Vorzugspreis von 448 Mark. Die restlichen 150 Mark zahlt Vahrenholts Umweltbehörde.

Wer den Zuschuß noch kassieren will, sollte sich beeilen. Denn bisher haben schon 150 Hamburger Autobesitzer von dem Angebot Gebrauch gemacht. Ulla Küspert