In der Kälte auf der Straße erfroren

■ Fünfzehn Menschen starben bereits

Bielefeld (epd) – Obgleich die Städte Wärmestuben öffnen, in den Kirchen Matratzenlager aufgeschlagen werden, sterben auch in diesem Winter wieder Menschen auf der Straße. 15 Berber haben den Frost in den Nächten auf der Straße nicht ausgehalten und erfroren. Im Zeitraum vom 6. Oktober 1994 vergangenen Jahres bis zum 3. Januar dieses Jahres wurden nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe vierzehn Männer und eine Frau Opfer der Kälte. Im Winter 1993/94 starben 28 Obdachlose.

In München, Hannover und Halle seien je zwei Obdachlose erfroren aufgefunden worden, berichtete der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Thomas Specht- Kittler. Je ein Opfer war in Berlin, Düsseldorf, Elmshorn, Frankfurt am Main, Gera, Hamburg, Leipzig, Leuna und Stuttgart zu beklagen. Die toten Obdachlosen seien unter anderem an Bushaltestellen, in Abrißhäusern, Unterführungen und auf Parkbänken entdeckt worden.

Specht-Kittler schätzte, daß in diesem Jahr die Todesrate trotz kälterer Witterung „ähnlich wie im vergangenen Jahr ist“. Positiv wertete er, daß zahlreiche Kommunen mehr Notunterkünfte für Obdachlose angeboten hätten. Viele dieser Unterkünfte sind nach Darstellung des Sprechers aber als Schlafplatz nicht sonderlich beliebt, weil sie zu schlecht erreichbar, zu unhygienisch oder zu eng seien. Einige Obdachlose fürchteten sich zudem vor Gewalttätigkeiten von Mitbewohnern oder vor Diebstählen.

Kritik übte Specht-Kittler an der geringen Zahl von Schlafplätzen für Frauen. Die Zahl der weiblichen Wohnungslosen in Deutschland habe in den vergangenen Jahren „deutlich zugenommen“. Eigene Einrichtungen für sie seien von den Kommunen aber nicht geschaffen worden. Nach Auffassung des Obdachlosenbetreuers können weitere Kälteopfer langfristig nur vermieden werden, wenn ein ausreichendes „Notkontingent“ der Neubauwohnungen für Obdachlose reserviert wird.