Flucht vor den Flammen

■ Über 2.800 Menschen starben nach dem Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe

Tokio (AFP/taz) – Auch gestern ist die fieberhafte Suche nach Überlebenden des verheerenden Erdbebens in Zentraljapan fortgesetzt worden. Bis zum Abend bargen Rettungsmannschaften 2.872 Tote, annähernd tausend Menschen wurden noch vermißt. Großbrände wüten unkontrollierbar in Kobe. Riesige Rauchschwaden durchziehen die Stadt, die zum Teil nur noch aus Ruinen besteht. Rund 12.000 Gebäude sind total zerstört. Da Turnhallen, Schulen und andere Notunterkünfte mit 140.000 Menschen hoffnungslos überfüllt sind, mußten Zehntausende die Nacht im Freien zubringen. Über verstopfte und zerstörte Straßen versuchen viele, sich im Hinterland in Sicherheit zu bringen.

Unterdessen wächst die Kritik an den Behörden. Nach offiziellen Angaben hat der Gouverneur des Katastrophengebietes erst nach stundenlangem Zögern die Hilfe der Armee angefordert. In einer Krisensitzung bewilligte die Regierung gestern umgerechnet 1,5 Milliarden Mark. Zehn der 113 Krankenhäuser von Kobe sind bei dem Beben zerstört worden, und die Versorgung mit Lebensmitteln und mit Wasser ist zusammengebrochen. In der aktuellen Notlage benötige die Bevölkerung der Millionenstadt „alles“, sagte Kobes Bürgermeister Kazutoshi Sasayama. Nachdem direkt nach dem Beben war die Elektrizität in der ganzen Region ausgefallen war, weil die nach offiziellen Angaben unbeschädigten Atomkraftwerke sich automatisch abschalteten, verfügen einige Bezirke wieder über Strom.

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