■ Mit Kilometerfressern auf du und du
: Lichtblick im Tunnel

Wiesbaden (AP/taz) – Für die erste Hälfte des Jahres 1994 melden Busse und Bahnen einen Erfolg: Gut ein Prozent mehr Fahrgäste im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt meldet das Statistische Bundesamt für Januar bis Juni 94 vier Milliarden Fahrten im Nahverkehr. Die Fahrgäste der Verkehrsbetriebe legten dabei fast 40 Milliarden Personenkilometer zurück.

Etwa achtzig Prozent der Fahrten mit dem ÖPNV erfolgen dabei im Westen, nur zwanzig Prozent im Osten. Doch die Talsohle in den neuen Ländern dürfte mittlerweile durchschritten sein, vermutet Willi Lohse vom Freiburger Öko-Institut: „Es hängt ja viel mit der Arbeitslosigkeit zusammen, ob ich morgens die Straßenbahn benutze oder nicht. Und da scheint im Osten ein Tiefpunkt erreicht zu sein.“

Ein Vergleich dieser Zahlen mit dem Autoverkehr ist nicht ganz einfach. Denn die erwähnten 40 Milliarden Personenkilometer im ÖPNV sind nur Zahlen für das erste Halbjahr – für das ganze Jahr 1994 dürften sich also deutlich über 80 Milliarden Personenkilometer ergeben, weil Busse und Bahnen in den kälteren Monaten häufiger genutzt wurden. Hinzu kommen noch die Kilometer, die Fahrgäste mit der Deutschen Bahn AG zurücklegen: noch mal etwa 60 Milliarden. Insgesamt errechnet sich also für alle Bahnen und Busse im vergangenen Jahr eine Gesamtleistung von 140 Milliarden Personenkilometern.

Die Autofahrer spulen in der Bundesrepublik dagegen erheblich mehr Kilometer herunter: Bereits 1992 waren es über 710 Milliarden, also mehr als das Fünffache. Wobei übrigens jeder Wagen pro Tag im Schnitt nur eine Stunde gefahren wird und durchschnittlich nur 1,2 Menschen transportiert.

Doch wenn man nicht die gefahrenen Kilometer betrachtet, sondern die zurückgelegten Wege, ergeben sich völlig andere Werte. Danach werden in deutschen Städten, wie das Münchner Institut Socialdata ermittelt hat, nur etwa 40 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Ein Viertel sind Fußwege, zwischen 15 und 25 Prozent erfolgen im ÖPNV und zwischen 5 und 20 Prozent mit dem Fahrrad. Weit über die Hälfte der Wege werden also im Umweltverbund (Fußwege, Radfahrten und Fahrten mit Bus und Bahn) zurückgelegt. Felix Berth