Und ein Studium lohnt sich doch

■ Studie: AkademikerInnen arbeiten kaum unter Niveau

Berlin (taz) –Viele Germanistik-StudentInnen kennen das nagende Gefühl: Was kommt nach dem Magisterabschluß? Bleibt nur noch das Taxifahren, wenn es mit dem Assi-Job an der Uni nicht klappt? Ganz so schlimm muß es nicht kommen. Denn im Vergleich zu Facharbeitern sind HochschulabsolventInnen immer noch selten unter Niveau beschäftigt. Zu diesem Schluß kommt eine neue Studie des Nürnberger Insituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Forscher werteten Mikrozensus-Daten des Statistischen Bundesamtes für Westdeutschland aus. Fazit: Sieben Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen mit Uni-Abschluß waren 1991 als einfache Angestellte oder ArbeiterInnen beschäftigt. 45 Prozent der männlichen Uni-Absolventen und 20 Prozent der Frauen hatten es zu Führungsjobs gebracht oder arbeiteten selbständig. Der Rest war als qualifizierte Fachkraft oder SachbearbeiterIn tätig. Im Vergleich zu den AbsolventInnen einer Lehre oder Berufsfachschule stehen die AkademikerInnen damit gut da. Denn 25 Prozent dieser AbsolventInnen landeten auf Jobs als Un- oder Angelernte und somit unter Niveau.

In den einzelnen Uni-Fachrichtungen zeigt sich allerdings ein differenziertes Bild: Bei den Männern jobbten sechs Prozent der Naturwissenschaftler und zehn Prozent der Sprach- und Kulturwissenschaftler als einfache Angestellte oder Arbeiter. Bei den Frauen dagegen blieben 17 Prozent der Wirtschaftswissenschaftlerinnen auf niedrigeren Positionen hängen, während es bei den Sprach- und Kulturwissenschaftlerinnen 14 Prozent waren. „Generell sind, bezogen auf die betriebliche Position, geisteswissenschaftliche und pädagogische Studienfächer überdurchschnittlich von ausbildungsinadäquatem Einsatz betroffen“, resümieren die IAB-Forscherinnen.

Am schwersten haben es Berufsanfänger, ergibt sich aus der Studie. 1991 waren bei den unter 35jährigen 12 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen auf niedrigeren Positionen beschäftigt. Bei den über 45jährigen saßen dagegen nur noch vier Prozent der Männer, aber noch zwölf Prozent der Frauen auf diesen Jobs. Die gute Nachricht daran: die meisten Berufsanfänger schaffen es nach oben. Die schlechte: die Frauen bleiben häufiger „unten" hängen. „Ausbildungsinadäquate Beschäftigung ist vor allem ein Problem der Frauen“, betont die Studie.

Allzu optimistisch ist der Akademiker-Arbeitsmarkt dennoch nicht. Ein Bericht der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) errechnete bis zum Jahr 2010 einen großen Überhang an AkademikerInnen, während Absolventen einer betrieblichen Berufsausbildung im Westen künftig Mangelware sein sollen. Die Folgen solcher Verzerrungen sind bekannt: Uni-AbgängerInnen könnten verstärkt auf Positionen landen, die heute noch Absolventen einer beruflichen Ausbildung vorbehalten bleiben. Arbeitslos aber sind sie damit nicht. Die Arbeitslosenquote für AkademikerInnen lag im vergangenen Jahr im Westen bei nur 4,7 Prozent, die allgemeine Quote dagegen lag bei 8,5 Prozent. Das Verhältnis von Bewerbern zu offenen Stellen ist dabei im Osten ungünstiger als im Westen. Barbara Dribbusch