Kein Strahlenmüll mehr nach Morsleben?

■ Sachsen-Anhalt fordert, die Einlagerung von radioaktivem Abfall zu stoppen

Magdeburg (taz) – Sachsen-Anhalts Umweltministerin Heidrun Heidecke hat von ihrer neuen Bonner Kollegin Angela Merkel ein Moratorium für das einzige deutsche Atomklo in Morsleben gefordert. Merkel solle die Einlagerung von strahlendem Müll so lange stoppen, bis in zusätzlichen Gutachten die Langzeitsicherheit des Endlagers geklärt sei.

Das Endlager Morsleben, von der DDR geerbt, wird nach dem Einigungsvertrag von 1990 bis zum Jahr 2000 für schwach und mittelmäßig radioaktive Abfälle genutzt. Erst für die Zeit nach dem Jahrtausendwechsel ist ein bundesdeutsches Genehmigungverfahren notwendig. Bis dahin gilt die DDR- Betriebsgenehmigung als „fiktiver Planfeststellungsbeschluß“, und Morsleben darf weiter betrieben werden. Zur Zeit könnte Sachsen- Anhalts bündnisgrüne Umweltministerin Heidrun Heidecke die Betriebsgenehmigung also nur schwer zurückziehen – dann nämlich, wenn akute Gefahr während des laufenden Betriebes nachweisbar wäre. Das haben aber auch die Gutachter nicht geschafft, die Heidecke auf mögliche Sicherheitsmängel angesetzt hatte. „Allein aus den geochemischen Gutachten zu den Lösungsvorkommen ist zwar eine akute Gefährdung des laufenden Betriebes nicht beweisbar“, schreibt Heidecke im Brief nach Bonn. Doch die Sicherheitsbedenken seien dadurch keineswegs ausgeräumt. Das Endlager sei schließlich von den DDR-Behörden nicht wegen der besonderen Eignung des Salzstockes bei Morsleben, sondern wegen der grenznahen Lage genehmigt worden.

Selbst ein Gutachter des Bundesamtes für Strahlenschutz hatte zu einem Einlagerungsstopp in Morsleben geraten: Bevor dort wieder Atommüll abgekippt werde, müsse durch weitere geohydrologische Untersuchungen geklärt werden, ob der Schacht abzusaufen droht.

Heidrun Heidecke will dafür zusätzliche Untersuchungen in Auftrag geben; bis dahin solle Angela Merkel doch bitteschön den strahlenden Abfall woanders parken. „Ich sehe hier eine Notwendigkeit zum verantwortungsvollen Umgang mit einem schwierigen Erbe aus der DDR-Zeit“, appelliert Heidecke an Merkel. Und diesen Standpunkt will sie auch noch einmal persönlich erläutern, wenn sie die neue Kollegin in der kommenden Woche in Bonn besucht. Eberhard Löblich