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: Wird der Osten zur dpa-freien Zone?

Cottbus (taz) – Die in Cottbus erscheinende Tageszeitung Lausitzer Rundschau hat ein publizistisches Tabu gebrochen. Als erste Tageszeitung mit eigener Vollredaktion hat sie den Bezug der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gekündigt. Die hohen Kosten für das Flaggschiff der Agenturdienste waren dabei nur ein Argument von vielen, aber ein beträchtliches.

Die dpa berechnet ihre Gebühren für Tageszeitungen nach Auflage. Und bei gut 200.000 Exemplaren täglich kam da einiges zusammen. (Die taz zahlt bei 60.000 Auflage monatlich rund 20.000 Mark an dpa. d.Red.) „Kosten und Nutzen hätten dabei in keinem vernünftigen Verhältnis mehr gestanden“, sagt Chefredakteur Wolfgang Nagorske. Das Verbreitungsgebiet der ehemaligen SED- Bezirkszeitung, die heute der Saarbrücker Zeitung und damit dem Holtzbrinck-Konzern gehört, liegt im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. „In der Konkurrenz zu mehreren rein landesorientierten Tageszeitungen muß unser Blatt ein unverwechselbares Profil gewinnen“, meint Nagorske. Deshalb habe er ein flächendeckendes Netz freier Korrespondenten in den drei ostdeutschen Bundesländern und den wichtigsten deutschen Städten aufgebaut, außerdem im Westen Polens – wegen der grenznahen Lage des Verbreitungsgebietes. Diese freien Mitarbeiter würden „im Gegensatz zur sonst üblichen Praxis in der Tagespresse auch recht gut bezahlt“.

Dpa-Meldungen seien immer nur ergänzend ins Blatt genommen worden, und zwar zunehmend weniger. „1993 hatten dpa-Meldungen bei uns gerade mal einen Anteil von acht Prozent am redaktionellen Inhalt“, sagt Nagorske. Die Lausitzer Rundschau setze deshalb jetzt auf einen anderen „Agenturmix“. Neben den bisherigen Abonnements von Reuters und dem Sport-Informationsdienst (SID) bezieht das Blatt seit dem 1. Januar auch die ehemalige DDR-Agentur ADN – heute mit dem Deutschen Depeschendienst (ddp) fusioniert – und die amerikanische Associated Press (AP) – beide zusammen wesentlich billiger als dpa.Eberhard Löblich