Bremen bürgt für Bauernhof-Kauf

■ Therapieeinrichtung in Niedersachsen übernimmt AWO-Hof

Bremen beteiligt sich am Kauf eines Bauernhofs vor den Toren von Bremerhaven mit einer Bürgschaft von gut 800.000 Mark. Und die Stadt Bremerhaven steuert einen Zuschuß von 100.000 Mark bei. Beides ist gerade noch vor dem Jahreswechsel beschlossen worden. Wofür aber brauchen die beiden Städte einen landwirtschaftlichen Betrieb in Niedersachsen?

Käufer ist die „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“. Der gemeinnützige Verein betreibt auf dem Hof in Loxstedt-Düring seit 1988 eine stationäre Langzeittherapieeinrichtung für gut 20 Drogenabhängige. Finanziert wird die Einrichtung – und bisher auch die Pacht des Bauernhofes – mit den Pflegesätzen der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen. Der Staat spielte bislang keine Rolle in diesem privaten Vertragsverhältnis.

Das wird nun anders. Schließlich hat die „Bremer Hilfe“ lediglich 70.000 Mark Eigenkapital zur Verfügung. Für den größten Rest der zwei Millionen Mark, die Kauf und Umbau des Bauernhofs kosten werden, muß ein Kredit aufgenommen werden, für den Bremen teilweise bürgt.

Verkäuferin des Hofes ist die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bremerhaven. Sie kann die Millioneneinnahme für ihre angeschlagene Bilanz gut brauchen. Doch das sei nicht der Grund für den Verkauf, sagt AWO-Geschäftsführer Heidenreich: „Es geht uns lediglich um eine Bereinigung der Verhältnisse.“ Schließlich sei es von Vorteil, wenn die „Bremer Hilfe“, die den Therapiehof betreibt, auch Besitzerin des Anwesens ist.

Etwas anders sieht das Klaus Dyck, Geschäftsführer der Bremer Hilfe: „Wir entsprechen mit dem Kauf einer Forderung der Landesversicherungsanstalt.“ Die nämlich fand den bisher von der AWO verlangten Pachtzins übertrieben hoch. Außerdem drängte sie zu einer Effektivierung der Einrichtung durch ihren Ausbau auf 30 Plätze. „Hätten wir uns darauf nicht eingelassen, wäre unsere Anerkennung als LVA-Einrichtung gefährdet gewesen“, meint der Bremer-Hilfe-Geschäftsführer.

Doch eine Finanzhilfe sei für den Ankauf des Hofs von der LVA nicht zu bekommen gewesen: Dyck: „Sowas machen die nicht.“ Und die Städte Bremen und Bremerhaven hätten schließlich ein Interesse an dem Weiterbestehen des Loxstedter Hofes. Die Hälfte der Therapie-Plätze nämlich ist für BremerInnen reserviert.

Und schließlich wäre die Bremer Beteiligung selbst dann, wenn die Bürgschaft fällig werden sollte, noch vergleichsweise billig. Sind dem Land Bremen doch durch die ebenfalls in Niedersachsen liegende Therapieeinrichtung der Konkurrenzorganisation „Drogenhilfe Bremen“ in den letzten Jahren rund zehn Millionen Mark durch die Lappen gegangen. Auf Empfehlung des Staatsrats im Sozialressort, Hans-Christoph Hoppensack, war der Drogenhilfe 1981 das Schloß Hohehorst bei Löhningen mit 3.362 Quadratmetern Wohnfläche und 20 Hektar Land auf 35 Jahre pachtfrei überlassen worden.

Ase