Willfried Maier

Sagers Nachfolger Foto: H. Scholz

Willfried Maier hat ein Problem: „Ich kann nicht die Rolle von Krista Sager übernehmen, die junge, freche Frau kann ich nicht spielen.“ Recht hat er, der Maier, zumal er mit Vornamen Willfried heißt, 52 Jahre alt ist und kein bißchen vorlaut. Demagogische Fähigkeiten – absolute Fehlanzeige, und wer ganz böswillig sein will, der mag behaupten, dieser Mann hat Talent – zur grauen Maus. Warum also, zum Teufel, haben die Hamburger Rathausgrünen ausgerechnet diesen Maier zu ihrem neuen Fraktionsvorsitzenden gemacht? Maier selbst antwortet so: „Ich glaube über eine gewisse Integrationsfähigkeit zu verfügen.“ Mehr sagt er nicht, den Rest dürfen andere hinzufügen. Integer, sachkundig, zuverlässig, ernsthaft, hochintelligent, ganz und gar nicht eitel. Der studierte Philosoph, Germanist, Historiker zieht all jene Attribute auf sich, die man zumeist hinter den Polit-Kulissen vermutet. Dort hielt Maier sich auch lange Zeit auf. Nach einem Intermezzo beim Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Hamburger Grünen. Ein Ur- Realo, der „die Reform der Gesellschaft innerhalb ihres gegenwärtigen Rechts- und Institutionensystems anstrebt“, wie er selbst es formuliert.

In Hamburg war er mit dieser Position lange in der Minderheit, hielt sich aus dem innerparteilichen Machtkampf heraus und begleitete die GAL allenfalls mit diskursiven Einwürfen. Langsam, gaaanz langsam nur, wagt Maier sich aus der Deckung, hilft still, aber effizient dabei, die GAL auf Kurs Rot-Grün zu manövrieren, kandidiert 1993 schließlich für die Bürgerschaft und testet – noch in Sagers Schatten – das Rampenlicht. Koalitionsverhandlungen mit der SPD, Parlamentsneuling Maier wälzt Haushaltspläne, Haushaltspläne, Haushaltspläne, erwirbt sich in wenigen Wochen den Ruf eines grünen Finanzexperten und den Respekt seines künftigen Rivalen. „Der Maier“, dieses Zitat Henning Voscheraus folgt dem neuen Fraktionschef beharrlich, „der Maier ist einfach in der falschen Partei.“

Eine keineswegs einseitige Zuneigung, wie Hamburgs Grüne gestern in einem Interview nachlesen durften. Voscherau, attestiert Maier dem in der GAL wenig geliebten Bürgermeister, sei ein harter Arbeiter und enorm kompetent. Mag sein, daß es diese Nähe ist, die Maier im kommenden Jahr mehr zu schaffen machen wird als seine Abneigung gegen die grelle, medienbewußte Selbstinszenierung. Uli Exner