Keine Beerdigungen mehr

■ Lurup-Mäzen Einsath will sich bei Altona 93 einkaufen

Flankiert von seinem rührigen Gehilfen Andreas Klobedanz pflegt Dieter Schatzschneider, Trainer des Oberligisten Altona 93, vor Heimspielen durch die Adolf-Jäger-Kampfbahn zu flanieren. In gestenreicher Gedankenschwere tüfteln die beiden die Maßnahmen aus, die den Traditionsklub in die Regionalliga führen sollen.

Nun wird die behäbige Aufbaustimmung nachhaltig gestört: Regionalligist SV Lurup will sich in der kommenden Saison mit Altona 93 zusammentun. „Wir haben nichts dagegen, den Weg in die Regionalliga abzukürzen“, signalisiert Altonas Manager Jörg Franke Gesprächsbereitschaft. Lurups Sponsor Uwe Einsath, die treibende Kraft hinter der Vereinigung, bestätigt: „Ich strebe eine Spielgemeinschaft an.“ Ein derartiges Konstrukt ist jedoch in den Statuten des Hamburger Fußball-Verbandes nicht vorgesehen. Morgen wollen sich Vertreter beider Klubs beim Verband treffen, um gemeinsam über die Liaison zu verhandeln.

Gerüstbauer Einsath sieht – trotz Millionen-Investitionen – seinen Traum vom großen Fußball beim Retorten-Klub Lurup nicht realisierbar: „Hier kann man keinen Profi-Fußball spielen. Bei 200 Zuschauern ist das wie bei einer Beerdigung.“ Der Traditionsklub Altona hingegen hat, was Einsath sucht: Ein ausbaufähiges Stadion mit Flair und begeisterungsfähigen Fans. „Die Blume, die ich in Lurup gepflanzt habe, muß blühen“, fordert der prestigesüchtige Einsath, der von seinem Traum, Hamburg zur einzigen deutschen Stadt mit drei Profi-Klubs zu machen, nicht ablassen will.

Doch Jörg Franke droht der Pflanze schon vor der Blüte die Wurzel zu kappen: „Eine Spielgemeinschaft Altona-Lurup wird es nicht geben. Wir werden unseren Namen um keinen Preis ändern.“ Denkbar ist für Franke lediglich eine Fusion, die die Altonaer Strukturen nicht wesentlich verändert. Denn Franke weiß, daß die vitale Altonaer Gegengerade Fußball-Phantastereien von Großmäzenen ablehnt. Der stimmungsvolle AFC-Anhang möchte lieber Amateurfußball mit Herz als seelenlosen Profi-Fußball. „Es darf nicht sein, daß die Fans sagen, wenn Einsath kommt, bleiben wir weg“, bezieht Franke Position. Rainer Schäfer