Spielzeug für den eher betuchten Herrn

■ Mehr Ruhmsucht als Kompetenz bei Hamburgs Fußball-Regionalliga-Sponsoren

Was dem Kind das Spielzimmer scheint manchem Gutbetuchten der Fußball-Klub zu sein. Launig wird das Spielzeug weggeschoben, wenn der infantile Trieb befriedigt ist – trefflich zu beobachten in der neu installierten Fußball-Regionalliga Nord: Neue Spieler werden von Sponsoren teuer, aber wahllos verpflichtet und wieder entsorgt, wenn der gewünschte Erfolg nicht alsbald eintritt. Antriebskraft dieses hemmungslosen Erwerbzwanges ist meist die Jagd nach Ruhm. Einer Motte gleich strebt so mancher Mäzen ins (Rampen-)Licht.

Beim SV Lurup versucht sich Uwe Einsath den Traum vom großen Fußball zu erfüllen: Die Nummer mit der dicken Geldbörse zog bislang jedoch nicht. Dabei hatte der Gerüstbauer beim Erwerb seines vermeintlichen Star-Ensembles mal wieder die Spendierhosen an. Erfolglos, denn nach zehn Spieltagen mußte Übungsleiter Didi Demuth gehen. Nachfolger Willi Reimann führte die Truppe wenigstens zaghaft ans Mittelfeld heran. Trotzdem: Bei einen Zuschauerschnitt von rund 500 und einem zwölften Tabellenplatz ist der Sinn solcher Millionen-Investitionen weiterhin diskutabel.

Beim VfL 93 legte der Pharmazeut Günter Wolf sein Geld besser an: Der frühere HSV-Profi Michael Schröder hielt seine Abwehr zusammen. Leider erwiesen sich die Winterhuder in der Offensive als Minimalisten: Nur siebzehnmal trafen sie, auch deshalb weil der aus Kaiserslautern zurückgeholte Stürmer Jürgen Degen frühzeitig ausfiel. Trotzdem ist der VfL mit Rang sieben der erfolgreichste Hamburger Regionalligist. Mittlerweile wurde am Borgweg nachgelegt: Mit den Bergedorfern Kawczynski und Kopec, sowie dem in Hoisdorf in Ungnade gefallenen Großverdiener und ehemaligen HSV-Stürmer Uwe Eckel wurde neue Ware eingekauft.

Vor den Toren Hamburgs, beim TuS Hoisdorf, steht der Etat in einem nicht mehr zu unterbietenden Mißverhältnis zum vorletzten Tabellenrang. Kaum 400 Seelen interessierten sich für die Großmanns-Sucht der Herren Günther und Oliver Bruss, die den TuS in den Profi-Fußball katapultieren wollen.

Das insgesamt inakzeptable Abschneiden ihrer Klubs hinderte das Sponsoren-Trio Einsath, Bruss und Wolf jedoch nicht daran, gemeinsam nach dem ausgebliebenem Ruhm zu heischen: Die Unbelehrbaren möchten zusammenlegen und mit einem finanziellen Gewaltakt einen dritten Hamburger Profi-Klub basteln. Die ökonomische Potenz wird dennnoch nichts gegen die geballte sportliche Inkompetenz der Alles-Käufer ausrichten können. Es ist ausgeschlossen, daß dieses Riesenspielzeug je in einem Kinderzimmer landen wird.

Rainer Schäfer