■ Der amerikanische Präsident legt sich in die Rechtskurve:
: Clinton gegen die Masturbation

Man hat's schon nicht leicht als „Demokrat“ in den USA, wo die Opposition wie ein Fettauge auf der Nostalgiesuppe schwimmt und mit Erfolg das Ende des liberalen Sündenpfuhls der 68er und die Rückkehr von Petticoats, „Star Wars“ und Schulgebet propagiert. Seit über einem Jahr schon joggt Bill Clinton den „Republikanern“ und ihrem mondsüchtigen Einpeitscher Newt Gingrich hinterher. Doch die Welt im allgemeinen und der Wähler im besonderen sind ungerecht und verschafften der Rechten am 8. November einen noch größeren Vorsprung – und Bill muß sich in der Transformation vom „New Democrat“ zum „Newt Democrat“ noch mehr in die Rechtskurve legen. Da bot er den „Newt Republicans“ zunächst an, über die Einführung des Schulgebets – und damit über die Aufhebung der Trennung von Staat und Kirche – mit sich reden zu lassen. Denn schließlich symbolisiert doch das morgendliche „Vater unser“ im Klassenzimmer, wie der republikanische Abgeordnete Richard Armey sagt, jene Zeiten, „als die Welt noch in Ordnung war.“

Mittlerweile geht der Präsident dazu über, all jene ihrer Ämter und Würde zu berauben, deren politische Richtung ihn an seine liberale Vergangenheit erinnern könnte. Ganz gefährlich leben derzeit Administrationsmitglieder, die sich öffentlich zum Thema Sexualität äußern. Auch und gerade dann, wenn sie Selbstverständliches zum besten geben. „Masturbation ist ein Teil der menschlichen Sexualität“, hatte Dr. Joycelyn Elders, „Surgeon General“ und damit Clintons ranghöchste Beamtin der öffentlichen Gesundheitsverwaltung, Anfang Dezember auf einer Aids-Konferenz in New York erklärt. Und in der Schule, so meinte Elders, sollte auch über dieses Thema aufgeklärt werden. Das war auch schon das Ende ihrer kurzen Karriere, in der sie für die Verteilung von Kondomen an den Schulen eingetreten war, die Legalisierung von Drogen für diskussionswürdig erklärt und Adoptionen durch homosexuelle Paare befürwortet hatte.

Für ihre immer zahlreicheren Feinde hatte sie dabei jederzeit ein paar warme Worte übrig. Die christliche Rechte taufte sie im Streit um Sexual- und Aids-Aufklärung an den Schulen in die „unchristliche Rechte“ um, die „im Namen der Religion unsere Kinder ausverkauft“.

Nun hätte niemand in Washington die Ansichten der Joycelyn Elders zur Selbstbefriedigung überhaupt zur Kenntnis genommen, hätte nicht ein Nachrichtenmagazin angekündigt, ihre Äußerungen noch einmal zum Thema zu machen – ein gefundenes Fressen für Newt Gingrich und seine „Republikaner“, die von jenen Zeiten schwärmen, da man dem masturbationserprobten Nachwuchs noch mit der Aussicht auf Rückenmarkschwund zu schrecken versuchte. Doch bevor die „Republikaner“ erneut Hand an Bill Clinton legen konnten, legte der lieber Hand an Joycelyn Elders und zwang sie zum Rücktritt, weil sie so freimütig über das „Hand-an-sich-legen“ geredet hatte.

Da strahlte der echte Newt, weil der Abgang der Ärztin „gut für das Land und gut für den Präsidenten ist“ – und gut für Newt Gingrich, weil er nicht einmal die eigene Hand gegen Elders heben mußte. Das besorgte der Präsident schon selbst. Für medizinisch Interessierte und politisch Besorgte stellt sich nun die Frage, ob die fortschreitende Rückgratverkrümmung der „Demokraten“ möglicherweise auf Rückenmarkschwund zurückzuführen ist. Allerdings nicht, wie der echte Newt vermuten würde, aufgrund übermäßiger Masturbation. Nein, wir tippen eher auf einen mittelschweren Schlaganfall auf der linken Seite. Andrea Böhm