Buchtstraßen-Saal bedroht

■ Im Februar endet der Pachtvertrag des Naturfreunde-Hauses / SPD für Erhalt

Es ist kein Kunststück, die Mitglieder der Jugend-Deputation zu überraschen. Das mußte am Donnerstag eine Delegation der Naturfreundejugend feststellen, als sie in eigener Sache vor das Gremium trat: Zwar stehen die NaturfreundInnen schon seit Februar dieses Jahres in Verhandlungen mit dem Hause Gaertner und mit dem Grundstücksamt. Denn zum 28. Februar 1995 läuft der Pachtvertrag für das Haus in der Buchtstraße aus – „aber die Verwaltung hat wohl nicht geschafft, uns zu unterrichten“. Das stellt Deputationsmitglied Barbara Wulff „einigermaßen erstaunt“ fest. Nun setzt die SPD-Frau sich dafür ein, daß das Haus erhalten bleibt: „Wie alle Parteienvertreter in der Deputation.“

Bis es jedoch zu einer Entscheidung kommt, bleibt den Jugendlichen in der Buchtstraße jedoch das Zittern – und die Wut. Denn wo jetzt der Saal steht, in dem von der Disco bis zum Selbstverteidigungskurs für Mädchen alles stattfindet, soll eine Tiefgarage der Angestelltenkammer ausgebaut werden. Das seien jedenfalls die ursprünglichen Pläne, sagt Martin Lugenbiel aus der Buchtstraße. „Ausgerechnet.“ Egal, ob aus dem Jugendtreff eine Garage würde, oder ob das Grundstücksamt das Haus an andere verkauft – „damit wird unsere Arbeit kaputtgemacht“.

Dabei ist das Naturfreunde-Haus einer der wenigen nichtkommerziellen Anlaufpunkte jenseits vom Konsumzwang in der Innenstadt – Jugendliche aus allen Stadteilen kommen dorthin: „Ein Durchlauf von 500 Jugendlichen in einer guten Nacht ist nicht ungewöhnlich“, sagen die MacherInnen. „Dazu besuchen rund 100 Jugendliche wöchentlich die festen Gruppen“. Mit dem „Eine-Welt-Laden“, dem Chor und dem „Entwicklungspolitischen Arbeitskreis BUKO“ stelle das Haus eine erhaltenswerte Mischung dar.

Gestern endlich erhielten die Jugendlichen Unterstützung von potenter Seite. Claus Dittbrenner, SPD-Fraktionschef, fordert: „Das Haus muß erhalten bleiben. Die Jugendlichen würden im Fall einer Schließung einen wichtigen Lebensraum verlieren, in dem sie sich entfalten können“.

Aber noch können die NaturfreundInnen ihre Skepsis nicht überwinden: Erst am Donnerstag war die „Bremische“ Siedlungsgesellschaft zur Besichtigung da.

Verkauf? Im Fluß'schen Finanzressort weiß die Sprecherin Brigitte Bents-Rippel davon nichts – allerdings kann sie auch das Gegenteil nicht bestätigen. Die generelle Linie sei zwar, daß aus freiwerdenden Grundstücken Einnahmen erzielt werden sollen, sagt sie. „Aber das wird von Fall zu Fall entschieden.“

ede