Erdrutsch im Emsland

■ Meppen wählt SPD-Bürgermeisterin

Die Kreisstadt Meppen im katholisch-konservativen Emsland hat seit Ende November eine SPD-Bürgermeisterin. Karin Stief-Kreihe wurde im dritten Wahlgang durch Los gewählt. Vorangegangen waren zwei geheime Wahlgänge, in denen die CDU-Ratsmehrheit nur 19 ihrer 22 Stimmen auf ihren Kandidaten Heinz Cloppenburg vereinigen konnte.

Eigentlich hatte die CDU nur geplant, ihren amtierenden Bürgermeister Wilhelm Mevenkamp in der Mitte der Wahlperiode abzulösen. Zwar hätte der Pensionär sein Amt gerne noch zu Ende geführt, doch die Fraktion wollte den innerparteilichen Wechsel. Sie erwartete dabei kein Problem – doch das ging nach hinten los.

Helle Aufregung herrscht seitdem in der Meppener CDU. Austrittsforderungen an die unbekannten „Verräter“, Verlierer Cloppenburg denkt daran, seine politische Arbeit zu beenden. „Das ist eine Chance für die SPD bei der Kommunalwahl nächstes Jahr“, sagt die neue Bürgermeisterin, „während die CDU mit sich selbst beschäftigt ist, können wir auf gute Politik setzen.“

Mit der Wahl von Karin Stief-Kreihe hatte niemand gerechnet – auch sie selbst nicht. Daher kam sie auch recht unvorbereitet in ihr Amt: „Zwei Tage bin ich nur mit Scheuklappen herumgelaufen. Aber jetzt fange ich langsam an zu begreifen“, bekennt sie. Umstürze werde es in Meppen kaum geben, obwohl „eine echte Wende-Stimmung“ herrscht, wie ein Bürger zu Stief-Kreihe sagte. Die Mehrheitsverhältnisse im Rat haben sich nicht geändert, die SPD hat nur 14 von 39 Sitzen. Deshalb setzt Stief-Kreihe auf fraktionsübergreifende Zusammenarbeit.

Die erste „Erste Frau“ im Emsland ist seit über 20 Jahren in der SPD. Sie war in Juso-Frauengruppen engagiert und hat in Hannover die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) gegründet. „Frauenpolitik ist auch im Emsland ein Thema“, meint sie, „wenn auch weniger emanzipatorisch als eher praxisbezogen.“ Die „soziale Ader“ stehe bei Meppener Frauen im Vordergrund. Und doch hätten sie vor einem halben Jahr für Wirbel gesorgt, als sie erfolgreich im Rathaus für die Einstellung einer Frauenbeauftragten demonstrierten.

Die Berufsschullehrerin Karin Stief-Kreihe ist nicht nur Unterbezirksvorsitzende und seit drei Jahren Ratsfrau, sondern auch Mitglied im niedersächsischen SPD-Landesvorstand. Das bedeute gute Kontakte auch zur Landesregierung, was für Meppen sicher nicht schlecht sei. Doch zunächst gehe es um das „Einfühlen in die Arbeit“. Das werde ihr durch die Reaktionen der BürgerInnen erleichtert: „Da kommen viele und sagen: toll! Ich habe schon fast das Gefühl, nur noch SPD-Leute zu treffen. Aber die anderen würden mich jetzt wohl auch nicht ansprechen.“ niK