Panzer für rechte Kameraden

■ Schweres Kriegsgerät und leichte Waffen bei österreichischem Neonazi gefunden

Berlin (taz) – In keinem Zollamt, ließ die Wiener Finanzlandesdirektion wissen, sei etwas deklariert worden, „das auch nur annähernd einem Panzer ähnlich sah“. Und doch standen sie da in einer Scheune in Göpfritz an der Wild: Ein T-34-Panzer und ein Schützenpanzer, beide einsatz- und startbereit. Besitzer: Ottokar P., 47, Transportunternehmer und in den 80er Jahren aufgefallen als Aktivist der inzwischen verbotenen Nazi-Vereinigung „Kameradschaft Babenberg“. Eigentlich kein Problem: „Wenn alle kraftfahrrechtlichen Bestimmungen erfüllt werden, kann man sich tatsächlich einen Panzer halten“, erklärte ein österreichischer Anwalt – wenn er vorher als Waffe unbrauchbar gemacht wurde. Das freilich war nun gerade nicht der Fall: Der T34 sowjetischer Bauart, den die Fahnder einer Sondergruppe der österreichischen Polizei zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) am Donnerstag entdeckten, war absolut intakt.

Nur aus „musealen Gründen“ will Ottokar P. den Panzer in Tschechien gekauft haben. Dort habe er die 32 Tonnen schwere und mit Kanonenrohr 8,15 Meter lange Maschine mit Rostschutzfarbe gestrichen, auf einen Tieflader gepackt und seelenruhig ins österreichische Waldviertel transportiert. An die Liebhaber-Version will die EBT nicht so recht glauben. Schließlich hatte sie bei der Durchsuchung weiterer Gebäude, die zu P.s Unternehmen gehören, auch noch eine Maschinenpistole vom Typ „Thompson“, ein Sturmgewehr der Schweizer Armee, ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, 530 Gramm Militärsprengstoff „Nitropenta“ und weitere Militärfahrzeuge entdeckt. Die Liste nimmt sich aus wie die zusammengestoppelte Ausrüstung einer Nazi-Wehrsportgruppe. Zudem ist P.s Vergangenheit in der „Kameradschaft Babenberg“ ein recht untrügliches Zeichen für andere als liebhaberische Absichten. In der „Kameradschaft“ machte etwa der bekannte Neonazi Gottfried Küssel seine ersten organisatorischen Erfahrungen. Küssel war vor wenigen Wochen wegen der Gründung einer NS-Nachfolgeorganisation zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Verbindungen zu der Serie von Briefbomben-Attentaten vor einem Jahr konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Allerdings war die EBT durch Hinweise eines vor zwei Wochen im Zusammenhang mit den Briefbomben- Ermittlungen verhafteten mutmaßlichen Neonazis auf Ottokar P. aufmerksam geworden. Bernd Pickert