Nach den Schüssen in Gaza ruft Arafat zur Einheit auf

■ Mehrere Tote bei weiteren Zusammenstößen

Gaza (AP/AFP) – Zwei Tage nach den schweren Zusammenstößen zwischen Polizisten und Hamas-Anhängern in Gaza- Stadt und anschließenden Unruhen hat PLO-Chef Jassir Arafat die Palästinenser zur Einheit aufgerufen. In einer Rede vor 450 Anhängern sagte er unter Anspielung auf Hamas und den Iran: „Wir werden nicht zulassen, daß Kräfte, die ihre Befehle von außerhalb bekommen, den palästinensischen Traum zerstören.“ Der Chef der palästinensischen Regierungsbehörde berief eine Untersuchungskommission zu den Vorfällen am Freitag, der auch Vertreter der radikalen Islamistengruppen Hamas und Dschihad angehören sollen. 31 Hamas-Anhänger, die am Freitag festgenommen worden waren, wurden gestern wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Freigelassenen seien nicht in die Vorfälle verwickelt gewesen, erklärte ein Sprecher der palästinensischen Regierung. Bei den Zusammenstößen waren 14 Menschen erschossen und über 200 verletzt worden.

Die Nachricht über die Schießerei vor der Falastin-Moschee in Gaza löste am Wochenende weitere Unruhen aus. Nahe der jüdischen Siedlung Netzarim im Gaza- Streifen wurde am Samstag ein 17jähriger Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen. Etwa 300 Palästinenser hatten Augenzeugen zufolge dort einen israelischen Militärposten mit Steinen beworfen und drei Soldaten verletzt. Ein Armeesprecher sagte am Sonntag, bei Netzarim sei ein Soldat aus einem Auto heraus von Palästinensern beschossen und schwer verletzt worden. Er sei später seinen Verletzungen erlegen.

In Tulkarm im besetzten Westjordanland wurden ein israelischer Araber und ein Palästinenser getötet, als die israelische Polizei bei einer Demonstration das Feuer auf Anti-Arafat-Demonstranten eröffnete. An einer Straßensperre in Gaza wurden palästinensische Polizisten aus einem fahrenden Auto heraus beschossen. Ebenfalls in Gaza erschossen maskierte Männer einen 22jährigen Palästinenser. Wer für die Tat verantwortlich war, blieb zunächst unklar. Die israelische Armee verstärkte unterdessen ihre Truppen zum Schutz von Siedlungen in der Westbank und dem Gaza-Streifen. Tagesthema Seite 3