Arafats Polizei erschießt Palästinenser

■ Elf Tote nach Freitagsgebet in Gaza / Polizisten sollten Islamisten-Demonstration verhindern

Gaza (AFP/AP) – Bei den bislang schwersten Auseinandersetzungen zwischen der palästinensischen Polizei und militanten Islamisten sollen gestern vor einer Moschee in Gaza mindestens elf Menschen getötet und 160 verletzt worden sein. Die Polizisten wurden nach dem traditionellen Freitagsgebet von Anhängern der Hamas-Bewegung mit Steinen und Flaschen beworfen und eröffneten daraufhin das Feuer. Die Polizisten wurden vor der Moschee stationiert, nachdem Gerüchte laut geworden waren, Hamas wolle entgegen einer Anordnung des Chefs der palästinensischen Selbstverwaltung, Jassir Arafat, eine Kundgebung abhalten. Augenzeugen berichteten, die mit Gewehren und Schilden bewaffneten Polizisten hätten geschossen, nachdem einer von ihnen von einem Stein im Gesicht getroffen worden sei. Die palästinensische Nachrichtenagentur berichtete, unter den Getöteten sei ein Polizist. Drei Polizeiwagen gingen in Flammen auf. Der Hamas-Führer Achmed Bahar, der Vorbeter in der Moschee war, rief die Polizisten über Lautsprecher dazu auf, das Feuer einzustellen. Einige schossen auf die Lautsprecher.

Die Spannungen zwischen der palästinensischen Verwaltung in den Autonomiegebieten und Islamisten haben stark zugenommen, unter anderem weil die Islamisten weiter Anschläge auf israelische Soldaten und Ziele in Israel verüben. Die israelische Regierung hat Arafat mit dem Abbruch des Friedensprozesses gedroht, falls seine Polizisten nicht durchgreifen.

In der vergangenen Woche hatten diese noch ohne Blutvergießen eine Kundgebung von Anhängern des islamischen Dschihad (Heiliger Krieg) verhindert, die einen Trauerzug für den am 2. November mit einer Autobombe getöteten Dschihad-Führer Hani Abed veranstalten wollten. Er soll zu den Hintermännern des Selbstmordanschlags vom 11. November gehört haben, bei dem sich ein Palästinenser auf einem Fahrrad in der Nähe eines israelischen Postens selbst in die Luft sprengte; drei israelische Soldaten wurden dabei getötet.

Der Führer der Organisation, Fathi el Schukaki, kündigte weitere Anschläge an. „Das 70 Mann starke Selbstmordbataillon wird seine Operationen gegen die Besatzungsstreitkräfte in den Autonomiegebieten fortsetzen“, erklärte er. Angriffe wie dieser seien die Rache für die Ermordung Abeds durch Israelis. Schukaki sagte weiter, die Anschläge im Gaza-Streifen würden erst aufhören, wenn die israelischen Siedlungen in diesem Gebiet aufgelöst worden seien, so daß sich die Palästinenser endlich souverän fühlen könnten. Wenn dieses Ziel erreicht sei, würden die Anschläge in anderen Gebieten fortgesetzt. Der Dschihad-Führer sagte, er wolle eine Konfrontation mit Arafat vermeiden. „Sie wollen keine Spannungen und wir auch nicht, aber wir werden keine Kompromisse beim bewaffneten Kampf eingehen.“