■ Entscheidung zum Großflughafen
: Geld und Grün

Seltsame Koalitionen könnten sich jetzt bilden. Nach der Empfehlung von Umweltminister Platzeck, den neuen Großflughafen bei Jüterbog oder Sperenberg zu bauen, ist vieles möglich. Zum Beispiel, daß Leute, die gegen den Flughafen sind, mit der Flughafen- Holding, die ihn gerne bauen will, an einem Strang ziehen.

Bereits gestern ließ Olaf Henkel, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen-Holding (BBF), durchblicken, daß er sich an das Votum des Umweltministeriums nicht unbedingt zu halten gedenkt und den Standort Schönefeld weiterhin im Auge behält. Was rechtlich zwar schwierig, aber grundsätzlich möglich ist, könnte für die Holding zur Rettung werden, weil sie die Milliarden für den Brandenburger Standort einfach nicht zusammenbekommt. Schönefeld kann billiger gebaut werden, weil der Platz näher an der Stadt liegt. Platzeck selbst hat der BBF dieses Schlupfloch gelassen, indem er feststellte, daß der „Ausbau“ der bestehenden Anlagen in Schönefeld von der negativen Beurteilung des „Neubaus“ eines Großflughafens nicht betroffen ist. Weil die Besitzer der BBF – Berlin, Brandenburg und der Bund – notorisch pleite und zehn Milliarden auch für private Investoren eine große Summe sind, stehen die Chancen nicht schlecht, daß Schönefeld nach und nach ausgebaut wird.

Auch bei grünen Politikern und Umweltgruppen gibt es einige, die diese Lösung für akzeptabel halten. Also Michael Cramer, Verkehrsexperte von Bündnis 90/Die Grünen, Eberhard Diepgen (CDU) und IBM-Manager Olaf Henkel an einem Tisch? Schwarz- grüne Flughafenpolitik würde dem Wirtschaftssenator und Neubau-Fetischisten Norbert Meisner (SPD) die Luft von den Tragflächen nehmen. Nur die 1.000 Leute, die in Schönefeld irgendwann ihre Wohnungen räumen müssen, wären vergrätzt. Hannes Koch