Ist Tchibo böse?

■ Kafferöster will Werk erweitern

Wer ist der Bösewicht – der Kaffeekonzern oder Hamburgs Behörden? „Heftige Kritik und heftigen Widerstand“ gegen einen der beiden Adressaten kündigte jedenfalls im Vorwege die SPD im Bezirk Mitte an: Gemeinsam mit den anderen Fraktionen der Bezirksversammlung wollen die Genossen verhindern, daß Tchibo in Hamm-Süd seine Firmenerweiterung auf einer Wohnungsbaufläche durchführen darf.

Der umstrittene Baugrund liegt zwischen Osterbrook und Wendenstraße, direkt neben dem bisherigen Tchibo-Werk. Die 12.000 Quadratmeter hatte die Firma vor zwei Jahren erstanden – jetzt will sie auf 2000 Quadratmetern einen Stickstofftank und eine Biowaschanlage errichten.

Der Haken bei der Sache: Die Fläche ist nach dem gültigen Baustufenplan für Wohnungsbau ausgewiesen. Dieser Plan ist allerdings aus dem Jahr 1952. Und den finden einige Behörden offensichtlich veraltet. Bei einer internen Abstimmung haben sich Wirtschafts-, Stadtentwicklungs- und Umweltbehörde darauf verständigt, daß sie den Gewerbebau befürworten wollen. Industrieanlagen und Wohnraum derart dicht aneinandergebaut, so ihre Auffassung, sei heute nicht mehr vertretbar. Allerdings stehe eine Entscheidung noch aus.

Ohne Protest wollen die Bezirkspolitiker diese Entscheidung nicht abwarten. Der SPD-Abgeordnete Boris Bochnick wettert schon mal gewaltig: „Fehlt Tchibo jedes soziale Verantwortungsgefühl?“. Sollte der Kaffeeröster an seinen Plänen festhalten, verspiele er sein Ansehen. Der Stadtplanungsausschuß hat die Pläne abgelehnt, heute will die Bezirksversammlung darüber diskutieren. sako