Mit dem Vorbild Klaus im Tor

■ Viel Beifall und Huldigung für St. Paulis Keeper Thomforde auch vor dem Sonntags-Spitzenspiel bei Hertha BSC Berlin

Klaus Thomforde bleibt trotz der jüngsten Lobeshymnen selbstkritisch: „Auch ich mache heute noch Fehler. Wenn man zwölf Jahre im gleichen Verein gespielt hat, bleibt so einiges hängen.“ Und schnell fügt der Torwart des FC St. Pauli hinzu, daß er im Moment mit seiner Leistung „sehr zufrieden“ sei. Der ehemalige Finanzbeamte ist halt nicht der Typ, der leicht abhebt, obwohl es derzeit verständlich wäre.

Das Zustandekommen der Serie von 12:2-Punkten ist auch ein Verdienst des Tormanns, der offensichtlich fleißig trainiert hat. Denn obwohl bei einigen Glanzparaden auch ein bißchen Glück mit im Spiel war, mußten auch Kritiker anerkennen, daß Thomforde vielleicht in der Form seines Lebens ist. Aber liegt die Leistungssteigerung tatsächlich nur am Training, das „in letzter Zeit verbessert und intensiviert“ wurde? Oder hat vielleicht die fehlende Konkurrenz – René Müller ist nach seiner Knieoperation frühestens im Januar wieder einsatzfähig – einen gewissen Druck genommen? „Mit Konkurrenz hat das nichts zu tun“, meint Thomforde, „es läuft nur ganz gut.“

Auch Manager Jürgen Wähling glaubt zu wissen, daß Thomforde „so erfahren und abgeklärt ist“, daß Konkurrenzdruck bei ihm „keine Rolle mehr spielen dürfte“. Und Vize Christian Hinzpeter hält den 32jährigen für einen „beispielhaften und vorbildlichen Profi“, der auch bei einer eventuellen Rücckehr von Müller „professionell“ handeln würde: „Er wird sich nicht fallen lassen, nur weil er eventuell wieder die zweite Geige spielen müßte.“

Klar ist allerdings, daß der Tabellenfünfte in arge Bedrängnis geriete, sollte der gute Lauf von Thomforde womöglich verletzungsbedingt unterbrochen werden. Am Millerntor ist dieses Problem nicht unbekannt, und es wird auch nach einem adäquaten Ersatz für Müller gesucht. Frank Böse (VfL 93) wird es jedoch nicht: 150.000 Mark Ablöse sind Wähling zuviel. So blicken die Verantwortlichen auf die eigene Oberliga-Truppe, in der es laut Wähling auch „einige sehr talentierte Leute gibt“. Bleibt die Frage, ob diese – was nicht mehr ganz illusorisch erscheint – auch in der ersten Liga bestehen könnten. Darüber macht sich Wähling keine Gedanken – zumindest nicht in der Öffentlichkeit: „Wir spielen in der zweiten Liga und am Sonntag in Berlin.“ Mit Klaus Thomforde im Tor.Peter Behrendt