„Und wir steigen wieder aus“

■ St. Pauli nach dem 1:0 Sieg über Hannover auf dem Weg nach oben Aus Hannover Peter Behrendt

„Das Spiel ist so schlecht, wie Niedersachsen flach ist“. Die rund 3000 nach Hannover mitgereisten Fans des FC St.Pauli sind nach der ersten Halbzeit nicht so recht zufrieden mit der Vorstellung ihrer Lieben. Denn die Erwartungen sind nach fünf Spielen ohne Niederlage in den Himmel gewachsen. Zumal die Millerntor-Mannen in den vergangenen Wochen sogar spielerische Akzente setzten - wann hat es das beim „FC“ schon mal gegeben?

Im Niedersachsenstadion aber hat der kleine „HSV“ erstmal das Heft fest in der Hand, auch wenn sich den erneut ganz in Blau spielenden Kiez-Kickern zwei schöne Konterchancen bieten: In der 17. Minute verfehlt Juri Sawitschew nach einer sehenswerten Flanke von Oliver Schweißling nur knapp das Tor. Und fünf Minuten später bekommt Hannovers Torwart Jörg Sievers einen Schweißling-Schuß nicht richtig zu fassen, doch Hannovers Abwehr-Recke Nils Schlotterbeck ist zur Stelle. Der anschließende Eckstoß von Bernd Hollerbach bricht fast den Pfosten.

Auf der anderen Seite ist es vor allem der „gute, alte“ Klaus Thomforde, der Chance um Chance der Hannoveraner zunichte macht. Präzisen Scharfschüssen von Andrej Kobylanski und Marco Dehne hält der Keeper so souverän seine Fäuste entgegen, daß den Niedersachsen fast die Lust am Torschuß vergeht. Als Belohnung skandieren die Fans langgezogene „Klaaus, Klaaus“-Rufe. Und Thomforde strahlt: „Sie mögen mich“.

Daß Niedersachsen nicht ganz so flach, ergo das Spiel nicht ganz so schlecht ist, zeigt dann die zweite Halbzeit. Pausenlos berennen die 96er Thomfordes Kasten, doch dank der guten Abwehrleistung von Trulsen und Co. bleibt die Chancenauswertung gleich Null. Dafür hat Millerntor-Coach Uli Maslo mal wieder den richtigen Auswechsel-Riecher. Dem für den ausgepumpten Schweißling ins Spiel gekommenen Jürgen Gronau bleibt es vorbehalten, zwanzig Minuten vor Schluß den Ball über den im Strafraum umherirrenden Sievers so präzise auf den Kopf von Juri Sawitschew zu zirkeln, daß die Lederkugel von dort aus in die Maschen prallt.

Von der Glücksgöttin dermaßen an die Brust genommen sind die mitgereisten Pauli-Fans zutiefst gerührt, ja regelrecht ergriffen. Und auch in der 84. Minute ist Fortuna noch einmal im Dienste des FC St.Pauli tätig, als sie einen strammen Verzweiflungs-Schuß von Nils Schlotterbeck nur an die Latte krachen läßt. Sechs Minuten später ist der dritte Auswärtssieg in Folge unter Dach und Fach und manch mitgereister Fan träumt - flaches Niedersachsen hin, schlechtes Spiel her - schon wieder von der Bundesliga eins. Oder wie sollen wir die Drohung eines St. Paulianers - „Und wir steigen wieder aus“ - anders verstehen?