35-Stunden-Woche steht zur Debatte

■ Gesamtmetall vor nächster Tarifrunde

Berlin (taz/dpa) – Noch bevor die IG Metall heute ihre Forderungen für die kommende Tarifrunde bekanntgibt, sind die Metall-Arbeitgeber gestern schon mit einem eigenen Programm vorgeprescht. Der wichtigste Punkt: Die bereits zum 1. Oktober vereinbarte 35-Stunden-Woche soll wieder auf den Verhandlungstisch. Außerdem wollen die Arbeitgeber einen „Kombi-Lohn“ mit niedrigeren Einstiegstarifen für Langzeitarbeitslose vereinbaren.

„Wir dürfen nicht noch einmal den Fehler machen, Einkommenserhöhungen zu Lasten der Beschäftigung zu beschließen“, sagte Gesamtmetall-Präsident Hans- Joachim Gottschol gestern in Bonn. Falls die IG Metall auf der termingerechten Einführung der 35-Stunden-Woche bestehe, müsse anderweitig für Kostenentlastung gesorgt werden. Gesamtmetall will Arbeitszeitverkürzungen betriebsspezifisch und kostensenkend gestalten.

Nach den Vorschlägen der Metall-Arbeitgeber soll der Tariflohn bei einer Beschäftigung Langzeitarbeitsloser um zehn Prozent abgesenkt werden. Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) soll außerdem noch 30 Prozent der Lohnkosten zuschießen. Bei einem solchen „Kombi-Lohn“ müsse man auch die Möglichkeit einer Befristung des Beschäftigungsverhältnisses diskutieren, so Gesamtmetall- Sprecher Werner Riek gegenüber der taz. Bisher sind die Einarbeitungszuschüsse der BA für Langzeitarbeitslose an unbefristete Beschäftigungsverhältnisse gebunden. Die Metall-Arbeitgeber wollen darüber hinaus mehr tarifliche Flexibilität für mittelständische Betriebe.

IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski kündigte gestern energischen Widerstand gegen den Aufschub der Arbeitszeitverkürzung an. Man lasse an der 35-Stunden- Woche mit vollem Lohnausgleich nicht rütteln, so Barczynski. Die IG Metall will ihre Tarifforderung heute nach einer Vorstandssitzung bekanntgeben. Erwartet wird die Forderung nach einer mehr als fünfprozentigen Einkommensverbesserung. BD